In diesem Blogpost erwarten euch zwei großartige Tagestouren in der Zauberlandschaft rund um Landmannalaugar. Eigentlich hatten wir drei Tagestouren an drei Tagen geplant und wollten erst dann den Hellismannaleið weitergehen, aber das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung. Die Wetterprognose für Tag 8 lautet starker Wind und Regen, die Prognose für Tag 9 ist ein wenig besser, danach wird es ganz miserabel, die Vorhersagen gehen in Richtung starker bis sehr starker Wind und Regen.
Flexibel lustwandeln ist daher die Devise, Tag 8 wird zum ersten und somit wohlverdienten Ruhetag dieser Tour, an Tag 9 wollen wir dafür zwei Tagestouren an einem Tag gehen und danach, tja, noch hoffen wir, dass es nicht so kommt, wie vorhergesagt, sonst endet die Tour hier und wir fahren zurück nach Reykjavík. Aber wird sind dankbar: wir hatten 6 traumhafte Tage mit nahezu perfektem Wetter, haben schon so viel gesehen, so viel erlebt – alles was jetzt noch kommt, ist Bonus.
Tag 8
Zuerst in Kürze der Tag 8, Tagwache um 8 Uhr – es ist laut am Platz und der Rücken schmerzt schon ein bisschen vom Liegen im Zelt. Während ich eine Runde um den Campingplatz gehe und Zimtschnecken aus der Mountain Mall fürs Frühstück hole (und die Zeltleinen nachspanne bzw. überhaupt wieder Heringe einschlage, ich sag nur Trampeltiere!), schreibt Elisabeth im Zelt Tagebuch. Es wird zunehmend windiger, bereits um 9 Uhr flattert unser Zelt schon kräftig.
Wir dösen, tratschen und lesen. Zu Mittag gehen wir ein bisschen am Platz spazieren, schließlich gibt es hier einige interessante Jeeps (umgebaute Landys, höhergesetzte Sprinter) und echte “Pistenmonster” zu bestaunen, das Highlight ist ein Schweizer 12 Tonnen-MAN mit Expeditionskabine. Aber auch weniger Pferdestärken sind zu sehen, dafür gleich eine ganze Herde.
Zu Mittag holen wir uns Sandwiches vom Food-Truck, am Abend gibt es Pasta und Bier, die Zeit dazwischen verbringen wir lesend uns schlafend. Rund um Mitternacht verbringe ich wieder zwei Stunden in der heißen Quelle, einen Teil davon direkt am „Hot Seat“ bei der Einmündung – bis mich Elisabeth vermisst und suchen kommt. Dabei erzählt sie mir Erschreckendes: wir haben einen extrem laut schnarchenden Zeltnachbarn!
Tag 9
Jetzt zu Tag 9, er beginnt um 8 Uhr mit einem Check der Wetterprognose und siehe da, der heutige Tag soll wie angekündigt ganz passabel sein und auch die Prognose für morgen ist nun gut. Danach allerdings soll stürmisches Wetter eintreffen, für übermorgen gibt es gar eine Sturmwarnung. Unser aktualisierter Plan lautet nun: heute zwei Tagestouren und morgen gehen wir den Hellismannaleið weiter, zur Not können wir in Landmannahellir auch noch aussteigen, denn Landmannahellir wird – auf Anruf – auch von Bussen angefahren.
Am Platz ist schon richtig viel los, denn heute ist der berühmte
Ultramarathon am Laugavegur mit 500 TeilnehmerInnen. Die Läufer laufen heute 55km über Hrafntinnusker bis in die Þórsmörk in wenigen Stunden!
Tour #1: Skalli (15km)
Unsere erste Tour führt uns um 11.30 Uhr nach Süden in Richtung Skalli. Die Route führt vom Camp in Richtung Bláhnúkur, bis wir wieder den Eingang zur Schlucht Grænagil erreichen – über diese Schlucht sind wir vorgestern nach Landmannalaugar gekommen. Nun gehen wir jedoch über eine kleine Brücke weiter nach Süden. Unser Weg führt nun über eine ausgedehnte Schotterebene mit einigen kleinen Flussarmen, die wir direkt mit Schuhen queren können.
Etwa 1,8 km nach dem Camp beginnt der Aufstieg über den Grat eines bunten Rhyolithhügels. Im weiteren Verlauf des Weges liegt linkerhand das Tal Jökulgil und rechterhand das Tal Litla-Brandsgil. Die beiden folgenden Bilder zeigen einen Blick zurück auf das Camp und den grau-blau-schimmeligen Grat, über den wir aufgestiegen sind, das große Bild danach ist eine alternative Version des Titelbildes.
Aufstieg von Landmannalaugar in Richtung Skalli, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 70mm, 1/200s, Blende 11, ISO 400
Auf den Bildern sieht das Wetter deutlich besser aus als es in Wahrheit war. Von Süden bläst uns ein scharfer Wind entgegen, manchmal regnet es, über 800 m kommt uns überhaupt wieder unser geliebter Eisregen entgegen. Und während wir im Eisregen stehen und uns gegen den Wind stemmen, liegen die Berge nur wenig nördlich von uns in leichtem Sonnenlicht – des Fotografen Freud und Leid zur gleichen Zeit. Die „The making of …“-Bilder hat Elisabeth mit der Lumix beigesteuert.
Wir folgen dem Pfad nun auf über 800 m Höhe. Zu unserer Linken sieht man immer mehr vom Tal Jökulgil und den dahinter aufragenden bunten Bergen.
Tal Jökulgil, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/160s, Blende 11, ISO 200
Es dauert nicht lange, bis wir auf dem kleinen Gipfel Vörðuhnúkur stehen und von diesem einen grandiosen Ausblick in alle Richtungen haben. Eine Vielzahl von Fotos sind dort oben entstanden, dank der schnell ziehenden Wolken waren immer andere Bereiche der Umgebung in gutem Licht. Aber seht selbst, wir haben euch ein großes Panorama mitgebracht!
Das Panorama beginnt mit Blickrichtung Süden auf der linken Seite mit den beiden Gletschern Torfajökull (links) und Kaldaklofsjökull, dazwischen im Vordergrund der kleine rundliche Skalli. Der Blick geht dann über Westen nach Norden und zeigt die bunten Rhyolithberge von Landmannalaugar, bis dann wieder der Bláhnúkur ins Blickfeld kommt. Tief unter uns die Schlucht der Brandsgilskvísl und einer ihrer Zuläufe. Markant wieder das gewaltige Lavafeld Laugahraun und dahinter der von der Sonne beschienene Suðurnámur in seiner gesamten Größe. Hinter Suðurnámur ist ein See erkennbar, das ist der Frostastaðavatn (siehe heutige Tour #2). Im Vordergrund kann man unsere Aufstiegsroute erkennen, ganz rechts im Bild seht ihr das Tal Jökulgil. Das Bild ist 30.000 Pixel breit, wenn ihr draufklickt, öffnet es sich in einem neuen Fenster und ihr könnt es bildschirmfüllend von links nach rechts betrachten!
Lustwandler Panorama: Ein Klick öffnet das Bild und man kann sich umsehen!
Torfajökull, Kaldaklofsjökull, Skalli, Bláhnúkur, Laugahraun, Suðurnámur, Frostastaðavatn, Jökulgil, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/250s, Blende 11, ISO 200
Rhyolithberge, Schlucht der Brandsgilskvíslmit Zulauf und Bláhnúkur, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 70mm, 1/400s, Blende 8, ISO 200
Manche der Hänge erwecken den Eindruck, als hätte ein Riese mit einem Gewürzstreuer verschiedene Gewürze in Streifen ausgestreut.
Nicht weit vor dem 1027 m hohen Skalli drehen wir um. Aus Richtung des Skalli nähert sich eine große dunkle Wolke, es regnet wieder kräftig und wir rechnen nicht damit, noch bessere Ausblicke zu bekommen. Vom Skalli aus würde der Weg dann nach Westen zum Laugavegur führen und dann auf dem Laugavegur vorbei an der Brennisteinsalda nach Landmannalaugar – also exakt unser Weg von vorgestern. Die komplette Rundtour ist ungefähr 15km lang und falls ihr einmal nach Landmannalaugar kommt ohne den Laugavegur zu gehen, dann bietet euch diese Tour einen feinen Einblick. Wir aber gehen zurück ins Camp, der Abstieg erfolgt auf dem gleichen Weg wie der Aufstieg.
Wir erreichen das Camp um ca. 14.15 Uhr. Im Camp stärken wir uns bei der Mountain Mall mit Sandwich und Coca Cola, winken unserem Zelt zu und verlassen das Camp um 14.30 Uhr in Richtung Norden für unsere zweite Tour. Die folgenden zwei Bilder zeigen das Camp aus dieser Richtung.
Tour #2: Frostastaðavatn und Ljótipollur (15km)
Der Weg führt zu Beginn entlang der Piste zwischen Suðurnámur und Jökulgilsvísl. An einer markierten Abzweigung geht man nach Westen und steigt neben dem Lavafeld an einem kleineren Strom des Suðurnámshraun hangaufwärts. Der Suðurnámshraun stammt wie der Laugahraun aus dem 15. Jahrhundert und besteht aus Obsidianlava. Der Hauptstrom hat sich in den See Frostastaðavatn ergossen.
Lavafeld Suðurnámshraun, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/125s, Blende 11, ISO 200
Nach dem Anstieg sehen wir zum ersten Mal den See Frostastaðavatn („See des kalten Ortes“). Wir stehen hier oberhalb des Hauptstrom des Suðurnámshraun. Auf einem Blick zurück in Richtung Landmannalaugar ist dieser besonders imposant. Und seht ihr die dichten Wolken auf dem zweiten Bild? Hinter dem Bláhnúkur? Da hinten liegt der Skalli, bei dem wir vorher schon fast waren! Während dort das Wetter nicht besonders ansprechend aussieht, gehen wir hier in der warmen Sonne, windig ist es allerdings auch hier.
Frostastaðavatn und Suðurnámshraun, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/200s, Blende 11, ISO 200 Suðurnámshraun (Blick in Richtung Landmannalaugar), © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/2500s, Blende 11, ISO 100 Blick vom Suðurnámshorn in Richtung Landmannalaugar, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/320s, Blende 11, ISO 200
Ganz nebenbei öffnet sich zwischen den Bergen ein unerwarteter Blick zur Brennisteinsalda. Ganz klein sieht man Leute auf dem Gipfel und im Bildhintergrund Wanderer auf dem Weg nach Hrafntinnusker.
Brennisteinsalda, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 300mm, 1/500s, Blende 8, ISO 200
Am höchsten Punkt des Weges haben wir einen großartigen Ausblick auf den Frostastaðavatn! Auf der linken Seite des Bildes sieht man gut, wie sich die zähflüssige Lava des Suðurnámshraun in den See geschoben hat. Auf der rechten Seite seht ihr ein weiteres Highlight, den Schlackenkegel Stútur und das Lavafeld Norðurnámshraun, hier handelt es sich um basaltische Lava. Wie immer könnt ihr auch dieses Panorama durch Anklicken ganz groß ansehen!
Lustwandler Panorama: Ein Klick öffnet das Bild und man kann sich umsehen!
Frostastaðavatn und Suðurnámshraun, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 28mm, 1/125s, Blende 11, ISO 200
Stútur, Norðurnámshraun und Norðurnámur, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 70mm, 1/640s, Blende 8, ISO 800 Stútur (Schlackenkegel des Norðurnámshraun), © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 300mm, 1/400s, Blende 11, ISO 400
Unser Weg führt nun wieder hinunter zur Piste F208, kurz an der Piste entlang und dann westlich des Stútur nach Norden. Wir gehen nun entlang des Norðurnámshraun, das folgende Bild zeigt einen Blick zurück, auf dem man die Ausdehnung des Lavafeldes gut sieht.
Lavafeld Norðurnámshraun (mit Schlackenkegel Stútur im Hintergrund), © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/2500s, Blende 11, ISO 100
Nach einer Weile entlang des Hanges trifft man wieder auf die F208, biegt aber bei einem kleinen Parkplatz wieder Richtung Osten auf eine gesperrte Piste ab. Man geht nun nördlich des Norðurnámur, nach einer Weile beginnt der Aufstieg auf den südlichen Kraterrand des Ljótipollur. Die Übersetzung von Ljótipollur lautet „dreckige Lacke“ und wird dem Kratersee so überhaupt nicht gerecht. Es handelt sich dabei um einen
Explosionskrater, was die trichterartige Erscheinung erklärt. Der Krater ist das Ergebnis einer Wasserdampfexplosionen. Bei einer Wasserdampfexplosion kommt heißes Magma mit Wasser in Kontakt und durch die hohe Energie der Explosion werden Gestein und Magma sehr fein zerstäubt und als vulkanische Asche abgelagert.
Vom südlichen Kraterrand führt ein schmaler und rutschiger Pfad hinunter zum See. Das folgende Panorama ist ein Stück innerhalb des Kraters aufgenommen.
Lustwandler Panorama: Ein Klick öffnet das Bild und man kann sich umsehen!
Ljótipollur, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 24mm, 1/320s, Blende 11, ISO 400
Der Rückweg führt nun über den südlichen Hang des Kraters hinunter und dann östlich um den Norðurnámur herum. Man geht nun am Rand des Norðurnámshraun in Richtung Landmannalaugar, bis man wieder auf die Piste trifft und dann auf dieser zurück ins Camp.
Es ist nach 19 Uhr, als wir wieder bei unserem Zelt ankommen. Ich besuche ein letztes Mal den Hot Pot, Elisabeth schreibt Tagebuch und ordnet ihren Rucksack neu, damit es morgen Früh schneller geht. Nach dem Duschen wollen wir kurz dösen, bevor wir zu Abend essen, aber daraus wird nichts. Wir schlafen tief und fest bis zum nächsten Morgen, auch ohne Abendessen. Das waren heute doch einige Kilometer!
Zum Abschluss noch ein kurzer Hinweis, was man in Landmannalaugar alles machen kann, falls ihr einmal hinkommt:
– Besteigung des Bláhnúkur (4km, mit Brennisteinsalda kombinierbar)
– Besteigung der
Brennisteinsalda (8km, Hinweg durch den Laugahraun, Rückweg durch die Schlucht Grænagil)
– Rundtour Skalli (15km; siehe oben, lässt sich gut mit Bláhnúkur und/oder Brennisteinsalda kombinieren)
– Frostastaðavatn und Ljótipollur (15km, siehe oben)
– Rundtour Suðurnámur (10km, mit Brennisteinsalda kombinierbar)
Am nächsten Tag geht es nun auf dem Hellismannaleið weiter bis Rjúpnavellir, dem geplanten Ende unserer Tour, sind es noch ungefähr 55km.
Wahnsinnig schöne Bilder“
Dankeschön! 🙂