
Epilog – STF-Hütten, Mücken und Ausrüstung
Informationen für eure Trekkingtour im hohen Norden
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In manchen Foren kann man den Eindruck gewinnen, dass der Kungsleden hoffnungslos überlaufen ist und sich dort kein Trekkinggenuss einstellen kann. Unsere Erfahrungen sind definitiv anders. Obwohl wir in der Hauptsaison dort waren, haben wir viel Ruhe und Stille gefunden.
Viele stellen sich wohl die Frage, ob sich eine STF-Mitgliedschaft lohnt oder nicht. Aus unserer Sicht ein klares JA, allein schon um den STF zu unterstützen, der uns in der Wildnis ein wenig Infrastruktur zur Verfügung stellt – und sei es nur für Notfälle. Aber auch finanziell kann es durchaus attraktiv sein, wenn man öfter Hütten oder Boote nutzt.
Large: Abiskojaure, Alesjaure, Aktse, Gåsen, Kaitumjaure, Lunndörren Stensdalen, Sälka.
Medium: Rogen, Serve, Syter, Såmmarlappa, Tärnasjö, Unna Allakas, Vakkotavare, Vistas, Viterskalet, Vålåstugan
Small: Aigert, Anaris, Arådalen, Fältjägaren, Pieskehaure, Skedbro, Storrödtjärn, Tarrekaise.
Strom gibt es nur in den Fjällstationen, also Abisko, Saltoluokta und Kvikkjokk.
Ein Thema über das man wahre Schauergeschichten hört und über das wir uns im Vorfeld auch so einige Gedanken gemacht haben.
Meine bewährte Lundhags Traverse hat sich ebenfalls als geeignet herausgestellt und ich habe mir kaum Stiche durch den Stretch eingefangen. Beim Gehen/Stehen absolut problemlos, beim Sitzen in sehr mückenreichen Gegenden (Aktse, Boarek) den einen oder anderen Stich am Knie und noch weniger an den beim Sitzen mit angezogenen Füßen gestreckten Beininnenseiten/Gesäß. Also nicht perfekt, aber auch nicht wirklich problematisch. Bei Elisabeth mit der Fjällräven Keb war es ähnlich.
Unsere große Empfehlung ist Polartec Powerstretch, wir hatten beide Haglöfs Fleeces (Bungy III Hood), das hat sich inklusiv der Kapuze als stichdicht erwiesen. So geschützt, braucht man nur mehr Mygga Roll-on für Gesicht und Hände.
Unser erstes Zelt! Wir haben lange überlegt, unzählige Berichte in den Foren gelesen, uns mit den Vor- und Nachteilen von Tunnelzelten und Kuppelzelten beschäftigt und mit Fragen des richtigen Verhältnisses von Gewicht zu Robustheit. Wir haben uns erst für ein Kuppelzelt entschieden und dann für ein Hilleberg – das hat zwar einmalig stattliche Anschaffungskosten, aber wenn man 10 Jahre Nutzung rechnet, relativiert sich das doch.
Jeder hat eine kleine Apside mit ausreichend Platz für Rucksack und Schuhe und man kann – vorsichtig! – darin kochen. Gute Dachlüftung, bei schönem Wetter kann man beide Apsiden offen lassen und hat auf beiden Seiten große Mückennetze. Innen reicht der Platz gut für unsere Exped Matten und selbst mit meinen 1,86m ist es in der Länge ausreichend, um noch Fototasche und ein wenig Bekleidung beim Kopf oder bei den Füßen liegen zu haben.
Unser Tipp: lasst euch Zeit, probiert viel aus. Ich habe insgesamt 7 Rucksäcke getestet, 3 in Geschäften in Wien und 4 dann in Ruhe daheim. Immer wieder voll beladen und damit wirklich stundenlang im Garten herumspaziert. Dabei waren Gregory Baltoro und Denali, Lowe Alpine, Deuter AirContact, Osprey Xenith und Fjällräven Absiko und Kajka. Kurz und bündig, ich hatte mit fast allen Probleme, einzig der Abisko war recht ok und der Kajka saß von Anfang an wie angegossen. Egal wie stark ich ihn beladen habe. Dabei hatte ich ihn wegen des höheren Eigengewichts eigentlich ausgeschlossen. Elisabeth war mit meinem Test-Abisko sehr zufrieden und hat sich dann direkt den kleineren Abisko in der Damenversion (65W) gekauft.
Große Empfehlung! Die Tasche ist wasserdicht (hinter Kalahari steckt Ortlieb) und hat einen riesigen Zippverschluss an der Oberseite. Die Tasche ist von der Bauform her schmal, recht leicht, hat aber trotzdem eine dünne Schaumstoffeinteilung drinnen (herausnehmbar). Von der Größe geht sich eine EOS 5d mit angesetztem Objektiv gut darin aus und daneben noch ein zweites Objektiv. Mit meinem 70-300/4-5,6L IS daneben und dem 16-35/4L IS aufgesetzt geht die Tasche gut zu, mit angesetztem Tele eher schwer bzw. nicht ganz – aber doch weit genug, um damit sicher zu gehen (wenn es nicht regnet).
Wir sind beide mit Leki Sherpa XL gegangen, das war für mich – der bisher immer nur mit Barfußschuhen oder Trailrunnern und ohne Stecken unterwegs war – eine sehr interessante Erfahrung. Mit dem Gewicht am Rücken und den schweren Lowa Tibet hab ich es aber sehr geschätzt, man gewinnt doch an Power bergauf und spart einiges an Kraft in den Beinen, die man sonst zum “Ausbalancieren” bräuchte. Wir haben uns bewusst gegen leichtere Carbon-Stöcke entschieden. Unsere Sherpa haben wir im Blockfeld manchmal ziemlich strapaziert und verbogen, sie haben alles mitgemacht und sind noch immer ein einwandfreiem Zustand – ich bin nicht sicher, ob Carbon-Stöcke noch ganz wären.
Unsere Wahl ist auf Daunenschlafsäcke gefallen, Western Mountaineering Badger MF (einmal large, einmal regular). Gewicht rund 1,1 kg, Komforttemperatur Frauen -5°, Männer -10°. An sich sind wir zufrieden, ich frage mich manchmal, ob die Normalversion wirklich so eng ist, wie man oft liest, denn deswegen haben wir die Badger genommen (leider ohne Möglichkeit, sie vorher anzusehen/auszuprobieren). In kalten Nächten wäre mir ein wenig enger lieber gewesen, allerdings war ich da auch recht ausgehungert und hatte deutlich zu wenig gegessen, vielleicht lag es auch daran. Unsere Kopfpölster sind Exped AirPillow.
Jetzt werdet ihr lachen: Nur Schaumstoff war uns auf unsere alten Tage zu wenig Komfort und dem luftgefüllten Zeug trauen wir auch nicht wirklich über den Weg. Schlußendlich haben wir auf eine Kombination gesetzt: jeder eine Therm-a-Rest Z-Lite SOL (410g) außen am Rucksack und eine Exped SIM LITE UL 3.8 (M: 580g; LW 790g) im Rucksack. Im Freien die Z-Lites, im Zelt die Z-Lites als Zeltboden und die Expeds drauf. Komfortabel? Ja! Leicht? Eher nicht :/
Den Punkt werden wir kurz halten, da hat sicher jeder seine Präferenzen. Für uns bewährt hat sich komplettes Base-Layer in 100% Merino, d.h. 2x Socken, 1x Socken dick für die Nacht, 3 Unterhosen, 1 lange Unterhose, 2 Shirts Kurzarm, 2 Shirts Langarm (200 und 260er Stärke), Buff und Haube, bei uns war das alles von Icebreaker. Meine Trekkinghose ist eine Lundhags Traverse, Elisabeth hat eine Fjällräven Keb. Für Hütten und Nacht hatte ich noch eine sehr leichte lange Wolfskin Mosquito mit.
Unser meistgeliebtes Bekleidungsstück waren unsere Haglöfs Bungy Fleeces (siehe oben, stichdicht!), die Daunenjacken waren gut, aber selten in Verwendung, meist hat das Fleece gereicht und wenn nicht, waren wir dann eigentlich direkt im Zelt/Schlafsack. Die Daunenjacke fällt also mehr unter Sicherheitsausrüstung für Notfälle und wird aus genau diesem Grund auch bei der nächsten Tour wieder mit dabei sein. Als third layer haben wir Goretex Jacken (Haglöfs Goretex ProShell bei mir, ich ziehe sie meiner leichteren Haglöfs Paclite wegen der Unterarmreißverschlüsse vor, ein Berghaus Paclite bei Elisabeth) und als Hose hatten wir beide Haglöfs L.I.M. III Pants (Goretex Paclite), die mit ihren beidseitigen Reißverschlüssen sehr praktisch sind.
Primus Power Stove (Brenner, Windschutz, 1,8l Topf und Deckel = 780g). Einfache Bedienung, sehr geringer Gasverbrauch und überaus stabiler Stand. Alles gut ineinander verpackbar (außer dass die 230g Kartusche nicht dazu hineinpasst) und gut transportierbar, dafür aber relativ schwer. Zwei Leichtgewichte sind dafür unsere Messer von Deejo: lange Klinge, die einrastet und dabei nur 37g pro Stück. Fürs Müsli haben wir Tatonka Mugs (150g pro Stück), in die wiederum die Nalgene Flaschen hineinpassen. Sehr praktisch.
Toller Bericht mit sehr schönen Fotos! Die Wanderer auf dem Kungsleden scheinen ja sehr unterschiedliche Erfahrungen bezüglich der Überlaufenheit zu machen. Ich habe erst gestern von jemandem gelesen, der zwischen Kvikkjokk und Aktse etwa 50 Personen begegnet ist. Könnt ihr euch das irgendwie erklären? Ihr wart ja auch in der Hauptsaison da, oder?
Ja, wir waren in der Hauptsaison, das Datum der Posts setzen wir immer auf den tatsächlichen Tourtag. Wir waren etwas asynchron unterwegs, da wir ja meistens zwischen den Hütten gezeltet haben bzw. mit den Abstechern Kebnekaise, Skierffe und Boarek off-track unterwegs waren. Wir haben definitiv nirgends so viele Leute getroffen. Dasselbe gilt auch für die Herbsttour 2017, da haben wir auf den Teilen des Hauptweges nicht sehr viele getroffen (um die 10) und in den Seitentälern 2-6 Leute pro Tag. In Abiskojaure und Alesjaure (wir waren im Herbst ohne Zelt unterwegs) war uns allerdings zu viel los und wir haben beschlossen, nicht mehr ohne Zelt zu gehen. Das wäre auch gleich meine Empfehlung: Zelt mitnehmen und für den nördlichsten Teil die Seitentäler wählen: von Abiskojaure über Unna Allakas, Alesjaure, Vistas, Nallo nach Sälka. Und bei Aktse empfehle ich unseren Zeltplatz westlich des Skierffe, der war toll!