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Tag 3: Entlang der Seen nach Alesjaure

Lichtblicke bei Wolken und Nebel

von

Um 3:30 wachen wir auf und beschließen, in den Tag zu starten – worauf warten? Es ist hell, wir sind ausgeschlafen und draußen wartet das Abenteuer!
Wir machen uns Frühstück (Schokomüsli, getrocknete Marillen, Milchpulver und warmes Wasser), das wir aus unseren Edelstahlbechern löffeln. Danach beginnt das tagtägliche Ritual: Exped-Matten zusammenrollen, Schlafsack einpacken, Zelt abbauen und alles was im Rucksack ist ausräumen, um es gleich wieder einzuräumen –besser gesagt: hineinzustopfen. Das geht mit jedem Tag besser und wir werden immer schneller. Um 5:15 starten wir unsere Tour, ca. 16km sind es heute bis zur Alesjaurehütte.
Vom zweiten Medidationsplatz weiter in Richtung Alesjaure (das Bild ist am Vorabend entstanden)Vom zweiten Medidationsplatz weiter in Richtung Alesjaure (das Bild ist am Vorabend entstanden), © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/125s, Blende 11, ISO 200
In der Nacht hat es geregnet, aber jetzt ist es schön, das heißt: es hat ca. 10°C bei kühlem Wind, in den Bergen hängt der Nebel, der Himmel ist grau und es regnet nicht! Im Laufe des Tages wechseln wir mehrmals zwischen Handschuhe an/aus, Regenjacke an/aus. Teilweise nieselt es ein bisschen aber meist ist es trocken mit mehr oder weniger starkem Wind. Nach Süden hin ist das Wetter besser und wir gehen immer Richtung Sonnenschein, der aber weg ist, sobald wir die zuvor gesehene Sonnenstelle erreicht haben. Es stimmt uns aber positiv, immer in Richtung Schönwetter zu gehen. Wir haben immer wieder super Ausblicke: hohe Berge, große Seen, der Blick reicht weit ins Tal. Die Gipfel der Berge sind aber immer im Nebel. Wir sehen kaum Leute, aber einige Zelte am Weg (u. a. unsere Hobbits).
Am Anfang des Tages führt unser Weg bergauf durch dichtes Weidengestrüpp, ohne Weg würden wir hier kaum vorankommen. Der Pfad besteht aus einem harten Untergrund mit großen Steinen. Man muss immer schauen, wo man den nächsten Schritt setzt. Dann ist es wieder extrem matschig und auch recht rutschig – manchmal gibt es Bohlenwege, aber wo es diese nicht gibt bzw. diese vermodert sind, gehen wir im argen Gatsch dahin.
Nach der Umrundung des Gárddenvárri (1154m) führt unser Weg über ein Plateau auf etwas über 800m Höhe. Von diesem Massiv hat man bei guter Fernsicht großartige Ausblicke auf das Kåtojåkka-Massiv und nach Osten bis zum Alip Vealevárri. Tja, gute Fernsicht haben wir heute nicht, aber die Landschaft ist bei Wolken und Nebel nicht weniger beeindruckend, noch dazu zaubert die ab und zu durchbrechende Sonne fantastische Lichtstimmungen!

Blick in Richtung Šiellanjunni (1461m), © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/25s, Blende 8, ISO 400
Unser Weg Richtung Alesjaure, hier verläuft annähernd parallel auch der Winterweg (mit Andreaskreuzen markiert), © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 300mm, 1/125s, Blende 5.6, ISO 400
Blick Richtung Alip Vealevárri, rechter Hand das Kåtojåkka-Massiv mit den Seen Áhpparjávri und Miesákjávri, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/160s, Blende 11, ISO 400
Kåtojåkka-Massiv mit dem See Áhpparjávri, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 104mm, 1/800s, Blende 6.3, ISO 400
Felswand des Gaskačohkka (1629m), © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 108mm, 1/250s, Blende 7.1, ISO 400
An den Seen entlang nach Alesjaure (das ganz am Ende der Seen liegt), © Elisabeth Zenz — Canon EOS 5D Mark II, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 146mm, 1/320s, Blende 5.6, ISO 400

Später gehen wir am Ufer des Sees Alisjávri entlang. Unser Ziel, die Alesjaurehütten, sehen wir schon bald, es ist aber noch ein ordentlicher Weg bis dahin. Es gibt die Möglichkeit, sich hier 4km Weg zu ersparen und sich per Motorboot zu den Hütten bringen zu lassen. Wir entscheiden uns aber dagegen und gehen den nun einfachen Weg, vorbei an Wiesen, immer mit Blick auf den See. Die Angabe „4km“ ist aber überaus fragwürdig, denn nach der „Bootshütte“ kommt nach gefühlten 2-3km Weg ein Schild, das den Weg zu den Hütten mit 3km ausweist. Nun brennen die Fußsohlen schon ordentlich und die Hütten scheinen nicht und nicht näher zu kommen.
Trollblume (Trollius europaeus)Trollblume (Trollius europaeus), © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/400s, Blende 8, ISO 250
Der Weg führt nun über wunderschöne blühende feuchte Wiesen und wir furten den aus dem Čoalmmevággi kommenden Bach an einer Stelle, wo er in mehrere Arme aufgefächert ist und wir dank niedrigem Wasserstand und einiger Steine problemlos durchkommen, ohne die Schuhe auszuziehen.
An der Südspitze des Sees geht es nochmals leicht bergauf zu den Hütten.

Elisabeth im Weidengestrüpp (zum Glück führt ein schmaler Pfad durch), © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 300mm, 1/125s, Blende 8, ISO 250
Alesjaure vor den Bergen Unna Visttasčohkka (1682m), Bossosčohkka (1935m) und Gaskačohkka (1629m) (v.v.n.h.), die Gipfel in den Wolken, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/160s, Blende 11, ISO 250
Echte Alpenscharte (Saussurea alpina), © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/160s, Blende 8, ISO 250
Rosenwurz (Rhodiola rosea), © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/400s, Blende 8, ISO 250
Die Seen Rádujávri und Alisjávri, im Hintergrund unser Tagesziel, die Alesjaure-Hütten, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 95mm, 1/640s, Blende 8, ISO 250
Furt des aus dem Čoalmmevággi kommenden Baches (der hier in mehrere Arme aufgefächert ist), © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/400s, Blende 8, ISO 250

Mit mehreren Pausen (Jause – erstmals mit vakuumverpackter Salamella: Danke @Monika/Fleischerei Seidl Lichtenwörth), Fotografieren oder einfach nur Stehenbleiben und die Sicht genießen – wir haben es nicht eilig und nehmen uns die Zeit die wir wollen) kommen wir um 13:30 bei der Hütte an. Wir freuen uns nach 3 Tagen auf die im Wanderführer beschriebene Sauna, denn bei den Temperaturen ist die Wäsche im Fluss nur eine Katzenwäsche.
Bei der Hütte lernen wir mal die Gepflogenheiten kennen – es ist ja unser allererste Hüttenübernachtung überhaupt. Rucksäcke bleiben draußen, Schuhe werden ausgezogen. Der Hüttenwirt (in Schweden genannt Stugward) ist ein älterer netter Herr, der uns geduldig alles erklärt: Wo wir Frischwasser bekommen, den Müll entsorgen können, das Abwasser hinbringen sollen etc.
Wir fragen gleich nach der Sauna – doch die wird gerade saniert. Grrr.
Wir werden Mitglieder des STF (Schwedischer Touristenverein), was sich lohnt, wenn man öfter in Hütten übernachtet bzw. die Seen per Motorboot überqueren will. Wir bekommen in Hütte 2 Zimmer Nr. 3 zugewiesen. Ein Vierbettzimmer (2 Stockbetten), das wir uns zu zweit teilen. Wir hoffen, dass niemand mehr dazukommt! ?
Alesjaure HüttenAlesjaure Hütten, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 30mm, 1/200s, Blende 8, ISO 200

In unserer Hütte gibt es ca. 6 Zimmer und eine Gemeinschaftsküche in der es sich ein dänisches Paar schon gemütlich gemacht hat. Bevor wir es ihnen gleich tun wollen wir uns aber unbedingt waschen. Wir gehen runter an den Fluss zum Waschen. Das geht mit den Waschlappen gut, ist auch nicht so kalt wie wir befürchtet haben. Aaaaber: Die Gelsen sind nicht dumm – die warten schon auf uns und können es nicht erwarten, uns anzuknabbern. Also: einer wäscht sich und der zweite hält ihm den Rücken frei. Geht ganz gut, aber trotzdem nicht ohne Stiche.
In der Hütte ist es kühl. Wir ziehen uns warm an, schreiben Tagebuch, trinken Tee und lesen. Bald fallen uns beim Lesen die Augen zu und wir halten einen Nachmittagsschlaf …

Markus schläft im zu kurzen BettMarkus schläft im zu kurzen Bett, © Elisabeth Zenz — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/20s, Blende 4, ISO 800
… bis lärmende Wesen in unsere Hütte einziehen – eine ganze Gruppe trampelnder Wanderer, die alles ins Zimmer schleppen, kochen und essen. Bis wir um 20 Uhr wieder in die Küche kommen, sind sie schon wieder im Zimmer. Die beiden Dänen haben in der Zwischenzeit aber eingeheizt und so steht einem angenehmen Abend nichts im Weg. Wir gehen in den kleinen Shop und kaufen Cola und Kex. Schon jetzt freuen wir uns, nicht immer nur Wasser trinken zu müssen! Wir treffen Peter und Ilsa, mit denen wir eine gute halbe Stunde plaudern. Wir haben ähnliche Erfahrungen gemacht (schmerzende Fußsohlen; der Weg vom Bootsanleger zum Schild kann nicht nur 1km sein; ). Die beiden wollen den Kungsleden nun verlassen und die Route Vista/Nallo gehen – ein Weg, der in den Foren und im Wanderführer oft beschrieben wird und wir sind gespannt, wie es den beiden gefällt. Wir bitten sie um einen kurzen Bericht und geben ihnen unsere E-Mail-Adresse.
Wieder in der Hütte essen wir Curry mit Reis (Travellunch: ok), danach Kex. Wir machen uns noch einen Tee und lesen bis Mitternacht. Der Hüttenwirt kommt, um nach dem Rechten zu sehen und wir tratschen ein bisschen mit ihm. Er erzählt uns, wo er in Österreich schon überall war und wir erfahren auf Nachfrage, dass es zwischen dem Gruß „hej“ und „hej hej“ keinen Unterschied gibt – eine Frage, die uns schon seit 6 Jahren verfolgt. ?
Um Mitternacht gehen wir schlafen und freuen uns schon auf die morgige Etappe. Es war wirklich ein sehr erholsamer Nachmittag.
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