Um 10 Uhr wachen wir nach einer sehr angenehmen Nacht im Bett auf und draußen scheint die Sonne! Hurra!
Nach gemütlichem Frühstück und Packen marschieren wir um 12 Uhr ab. Von Alesjaure geht es in Richtung Tjäkjahütten und eventuell gleich heute noch über den Tjäktjapass. Der Weg geht unschwer und meist sanft ansteigend im breiten Tal namens Alisvággi dahin. Wir sind gut ausgeruht durch fast 24 Stunden Pause und es geht flott vorwärts. Generell kommen wir mit unserem hohen Rucksackgewicht recht gut zurecht, besser als wir uns das nach unseren Testtouren vorgestellt haben.
Für die Fotos legt sich Markus immer ganz schön ins Zeug – und ich lieg einfach so rum 😉
Landschaftlich ist das einer der schönsten Streckenabschnitte. Es macht unglaublich Spaß, hier zu gehen. Wir treffen einen Norweger, der den ganzen nördlichen Kungsleden geht und seit fast 4 Wochen unterwegs ist. Er ist mit über 38kg Gepäck und Essen im Süden gestartet und berichtet, dass das Gehen mit jedem Tag leichter fällt. Von ihm stammt auch der geniale Sager „all in“ – nachdem wir ihm erzählt haben, dass dies unsere erste Trekkingtour überhaupt ist. Er schwärmt uns vom Kebnekaise vor und wie genial der Blick von oben ist. Als er vor ein paar Tagen oben war hat es geschneit, die Sichtweite war zwar eher gering, aber er war fast alleine oben. Klingt schon toll!
Blick zurück in das Alisvággi, ganz hinten zwischen den zwei Bergen liegt Alesjaure, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/200s, Blende 11, ISO 200
Am Hang vis à vis der Tjäktja-Hütten machen wir eine lange Pause. Hier treffen wir die junge Polin, deren Gepäck erst 24 Stunden später in Kiruna angekommen ist. Sie setzt stoisch einen Schritt vor den anderen, den Blick trotz der fantastischen Landschaft nach unten gerichtet. Bei uns angekommen erzählt sie uns, dass sie die erste Nacht in Kiruna verbracht hat und erst am Nachmittag danach in Abisko gestartet ist. Sie ist extrem müde und klagt über schmerzhafte Blasen an beiden Füßen – kein Wunder, hat sie doch einiges an Zeit auf uns aufgeholt. Ihr Tagesziel sind die Tjäktja-Hütten, sie geht weiter, bevor wir unsere Pause beenden und wir werden sie im weiteren Verlauf der Tour nicht wieder treffen.
Blick vom Hang vis à vis der Tjäktjastugan zum Ázik (1416m), © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/320s, Blende 11, ISO 200
Nun geht es steiler hinauf, der letzte Anstieg zum Tjäktjapass. Die Farbe unseres Weges wechselt nun von grün auf mehrheitlich grau. Steine, wohin das Auge reicht, dazwischen karges blühendes Leben in der kurzen Wachstumsperiode zwischen Schneeschmelze und neuer Schneedecke.
Von unten sieht man schon die Hütte – und einige Schneefelder, von denen aber nur eines ganz oben zu queren ist. Auf diesem Schneefeld sind „blutige“ Spuren zu sehen. Markus witzelt, dass da wohl vor kurzem ein Bär einen Wanderer zerlegt hat und wir uns besser beeilen sollten. Klar, dass dem nicht so ist aber irgendwie gruslig ist das schon, mitten in der Einöde diese „Blutspuren“ zu sehen. Wo kommen diese roten Spuren am Schnee aber wirklich her? Die Lösung findet ihr hier:
[Wikipedia].
Am Pass auf 1150m Höhe gönnen wir uns eine Pause und bewundern die Aussicht und den Blick zurück auf unseren Weg. Eine Pfadfindergruppe kommt auch herauf und bezieht die Nothütte für die Nacht – anscheinend ist ein Mädel aus der Gruppe angeschlagen und kann nicht mehr weiter.
Blick vom Tjäktjapass (1150m) hinunter ins Alisvággi, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 86mm, 1/160s, Blende 8, ISO 200
Wir fotografieren und genießen die tolle Aussicht. Dann schlägt Markus vor, dass wir ein paar Schritte von der Hütte hinunter zu einem kleinen Schmelzwassersee gehen (siehe Bild unten). Ich frage ihn, ob ich die Kamera mitnehmen soll, aber er meint nein, die brauchen wir nicht. Unten angekommen merke ich, wie Markus immer nervöser wird und – nach einer wunderschönen Liebeserklärung, einem Kniefall von Markus und einem „Jaaaa!“ von mir habe ich einen Ring am Finger und – wir sind verlobt!
❤️ ❤️ ❤️
Wir können gar nicht aufhören zu grinsen! ? Nach einem kurzen, mäßig steilen Abstieg vom Pass zelten wir nicht weit vom Pfad mit traumhafter Sicht auf das langgestreckte Tal, das wir morgen durchwandern werden. Mittlerweile ist es 21.30, aber dank Mitternachtssonne spielt die Tageszeit hier im Norden keine wirkliche Rolle. Auf einem großen Stein legen wir eine Isomatte aus und essen gefriergetrocknetes „Beef Stroganoff“ – Reis mit Schwammerlsauce und ganzen 4% faschiertem Rindfleisch. Als Nachtisch gibts zur Feier des Tages noch ein Mousse au Chocolat. Wer auf den Bildern genau schaut, sieht die Gelsen, die uns umkreisen – wir haben die Kapuzen nicht nur wegen der Kälte auf …
Dann wirds zu kalt, um noch weiter draußen zu sitzen – wir sind im Schatten der Berge und auf rund 1000m Höhe herrschen hier hoch alpine Verhältnisse – und wir verschwinden im Zelt. Vollgepackt mit Glückshormonen treffen wir vor dem Einschlafen noch die Entscheidung, den Kebnekaise zu besteigen.
Das Wetter wird von Tag zu Tag besser, wir sind fit – was solls, lass es uns einfach probieren!
Kebnekaise, wir kommen!
Lustwandler Panorama: Ein Klick öffnet das Bild und man kann sich umsehen!
Panorama Blick von Tjäktja Richtung Alesjaure, von Westen nach Osten, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/125s, Blende 11, ISO 200
Ein „WOW“ zu den Bildern und zum unvergesslichen Ereignis! – Wir freuen uns mit euch!
wundervolle Bilder… inspirierende Texte… da bekomme ich gleich „wanderweh“ – wie ich meinen inneren Drang „einfach loszugehen und zu gehen und zu gehen“ nenne