Um 9 Uhr gibts das tagtägliche Haferflockenmüsli mit Milchpulver und Wasser, das schön langsam seinen anfänglichen Reiz verliert. Mit getrockneten Marillen und Nüssen bringen wir aber zumindest etwas Abwechslung rein. Unser Zeitplatz ist wieder einmal traumhaft gelegen. Bevor wir mit dem Packen beginnen, genießen wir die Aussicht und beobachten den frechen Rotschenkel, der laut piepend sein Revier verteidigt.
Nach Zeltabbau und Rucksackpacken gehts um 11 Uhr los. Ihr denkt euch jetzt: Ach, jetzt schreibt sie schon wieder vom Zelt abbauen und vom Rucksackpacken – aber tatsächlich braucht das immer seine Zeit und deshalb soll dieser denkwürdige Teil des Tages auf keinen Fall unerwähnt bleiben – es ist echt ein Wahnsinn, wie lange das immer dauert …
Ich habe von den letzten Tagen noch sehr müde Füße und Beine, aber es geht dennoch gut voran. In 5 Stunden legen wir ca. 12 km zurück, zwei lange Pausen bereits eingerechnet. Wir gehen auf leichtem Weg durch ein Tal, das links und rechts von beeindruckenden Steilwänden flankiert wird. Danach öffnet sich der Blick, der Weg wird wieder ein wenig anspruchsvoller, wir gehen über mit Weidengestrüpp bewachsene Steine.
Bei der geplanten Querung des Tjäktajåkka sind wir sehr froh über die robuste Hängebrücke, der Fluß ist wild und die Strömung sehr stark. Wir sehen weit nach Süden, in das Kaitum-Tal, über die Huorki-Hochebene und weiter ins Teusedalen. Außerdem erhaschen wir auch die ersten Blicke auf die schneebedeckten Berggipfel im Sarek.
Blick zurück in Richtung Singi, Stuor Avrrik und Stuor Jiertá, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/125s, Blende 11, ISO 200
Die Landschaft wechselt nun schnell von Fjäll zu Birkenwald und somit von karger zu grüner Landschaft. Der Weg geht nun steil hinunter zu den Kaitum-Hütten.
Tjäktjajåhkka, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 300mm, 1/200s, Blende 11, ISO 200
Die Hütten von Kaitumjaure liegen besonders schön, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/125s, Blende 11, ISO 200
In Kaitumjaure checken wir ein und uns wird ein 4er Zimmer zugewiesen. Erst scheint es, als wären wir zu viert im Zimmer, aber zwei Wanderinnen haben nur ihre Rucksäcke hier geparkt und wir haben das Zimmer für uns. Hier haben wir auch Gelegenheit, einzukaufen. Wir kaufen Nachschub an Mittagessen, Snickers, Kex, Nudeln, Tomatensauce und Wurst. 500 SEK bitte – ganz schön teuer! Das sind die Opfer, die man bringt, wenn man nicht die Nahrungsmittel für die gesamte Tour vom Start weg mitschleppen will.
Als Stugward sind während unserer Anwesenheit zwei sehr nette Damen im Dienst, die viel mit uns plaudern und wir erzählen ihnen von unserer bisherigen Tour. Den Rest des Nachmittags verbringen wir lesend auf der Terrasse und plötzlich stürmt eine der Damen zu uns und zeigt uns drei Elche (eine Elchkuh mit zwei Kälbern) die unten in der sumpfigen Wiese grasen. Wir erfahren, dass das Trio öfter hier ist. Wir sind ganz aus dem Häuschen und beobachten die drei riesigen Tiere in der Ferne. Auch die anderen Wanderer freuen sich, diese eindrucksvollen Riesen zu sehen.
Wir beschließen, ein bisschen näher zu den Elchen zu gehen, um sie noch besser fotografieren zu können. Auf leisen Sohlen schleichen wir uns heran, aber die Elchkuh ist sehr wachsam, schaut uns mit großen Augen an und beschließt dann, mit ihren Jungen abzuhauen. Laufende Elche sind schnell, davon gibt es nichtmal mehr ein Foto … 😉
Wachsame Elche, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 300mm, 1/200s, Blende 5.6, ISO 800
Nacheinander benutzen wir die Sauna. Ich bin anfangs skeptisch, aber dann treffe ich dort eine nette Polin, mit der ich mich lange unterhalte. Auch Markus genießt die Wärme der Sauna und das Waschen im kalten Bach ist danach richtig angenehm! Endlich wieder gut riechend kochen wir uns Spaghetti mit Packerl-Tomatensauce. Ein echtes Highlight, mal was nicht Gefriergetrocknetes zu essen ?
Die Elche sind mittlerweile wieder an anderer Stelle grasend zu beobachten und wir sitzen gebannt am Fenster der Hütte.
Nach und nach treffen Gäste ein – eine schwedische Familie und junge Franzosen. Wir trinken Tee und naschen noch ein bisschen Kex, während wir lesen und gegen Mitternacht geht es ins Bett.
Hüttentag!
Am nächsten Tag ist chillen angesagt. Ein angenehmes Gefühl, heute mal nicht gehen zu müssen – zumal es heute den ganzen Tag schüttet. Diesen Tag als Ruhetag zu wählen war also eine wirklich tolle Idee! Die Berge stecken im Nebel und selbst die Elche lassen sich erst am Abend blicken.
Wir wachen um 10 Uhr auf und riechen – Pancakes! Die schwedische Familie brät doch tatsächlich Pancakes und Markus bringt in Erfahrung, dass sie die Mischung, die einfach mit Wasser anzurühren ist, im Shop gekauft haben. Markus macht sich gleich auf den Weg ? – fragt besser nicht nach dem Preis für ein bisschen Luxus. Wir frühstücken Knäckebrot und getrockneten Schinken, die Pancakes heben wir uns für die Jause auf.
Nach und nach treffen patschnasse Wanderer ein. Alle suchen Unterschlupf vor dem Regen und es scheint, als würden alle in unsere Hütte kommen. Ein Bayer, der uns beim Frühstücken Gesellschaft leistet und dann wieder weitergeht, zwei Schweden, die in unser(!) 4-Bett-Zimmer einziehen, einige Solo-Wanderer, ein Schweizer Pärchen und eine 4köpfige deutsche Familie, die eigentlich nur kurz Schutz sucht, es sich dann aber auch länger gemütlich macht (STF Mitglieder zahlen als Tagesgäste nichts). Erst am späten Abend brechen sie auf, um wenige hundert Meter weiter draußen kostenlos zu übernachten.
Durch die vielen Gäste kocht und isst ständig jemand und es riecht die ganze Zeit nach Essen. Wir heizen ein und in der Hütte wird es gemütlich warm. Die schwedische Familie geht zum Fischen und kommt kurz darauf mit ihrem Fang zurück, der im Holzbackofen zubereitet wird. Wir trinken Tee und Vitamindrinks, essen Schokolade und Pancakes und genießen nochmals die Sauna. Jetzt sind wir unglaublich sauber! Nach dem Abendessen lesen wir wieder und tratschen mit den anderen Hüttengästen.
Wir schauen immer wieder zur „Elchwiese“ und entdecken dann tatsächlich einen großen männlichen Elch der mit Karacho in den See läuft und dann quer über den See davon schwimmt. Einen schwimmenden Elch haben wir beide noch nie in echt gesehen, wirklich faszinierend, wie schnell großen Tiere schwimmen. Auch aus der Ferne ein tolles Erlebnis – da hatten wir Glück, gerade aus dem Fenster geschaut zu haben!
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