Rentiere

Tag 10 – Über Teusejaure bis knapp vor Vakkotavare

25 km Hatscher mit über 400 Rentieren

von

Wieder eine angenehme Nacht in den Hütten-Stockbetten! Die beiden Schweden waren leise und wir wachen ausgeruht um 7 Uhr auf. Unsere Zimmerkollegen sind auch schon aktiv. Das Wetter ist unerwartet schön, es ist sogar ein bisschen blauer Himmel zu sehen!
Wir frühstücken Pancakes, packen unsere Rucksäcke und um 9 Uhr starten wir zur heutigen Etappe. Wir wandern ca. 10km nach Teusejaure. Erst gehen wir durch den Birkenwald bis zur Brücke über den Kaitumjåkka.
Hängebrücke über den Kaitumjåkka – wie gut, dass es hier eine Brücke gibt, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/400s, Blende 8, ISO 200
Kaitumjåkka, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/60s, Blende 11, ISO 200
Hier betreten wir das Naturreservat Sjaunja. Nach der Brücke wird der Weg steiniger und die Landschaft hügelig.
Der Weg ist leicht – vorausgesetzt man findet am Rentiergatter den richtigen Weg. Für uns gilt das nicht, wir gehen rechts an einem Rentiergatter vorbei (der richtige Weg wäre durchs Gatter gegangen, was aber nicht markiert war) und landen am Winterweg. Dieser wird immer gatschiger und sumpfiger und wir furten das erste Mal mit unseren Furtschuhen. Das Wasser reicht uns bis zu den Knien, brrr, ist das kalt!
Elisabeth mit kalten Zehen, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 30mm, 1/40s, Blende 11, ISO 200
Elisabeth mit kalten Zehen, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 28mm, 1/50s, Blende 11, ISO 200
Elisabeth mit kalten Zehen, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 28mm, 1/40s, Blende 11, ISO 200
Aber wir haben unseren Spaß – noch haben wir ja noch nicht bemerkt, dass wir auf dem falschen Weg sind. Allerdings folgt bald die nächste Stelle, diesmal ein Seitenarm mit mehr Strömung, später dann eine große Sumpffläche, die wir mühsam queren.
Wir gehen rechts neben dem Rentierzaun und bald sehen wir Wanderer auf der anderen Seite des Zauns – und stellen fest: Das ist wohl der richtige Weg. Was tun? Den Weg inklusive der Furten wieder zurückgehen oder hoffen, dass wir im Rentierzaun irgendwo ein Loch finden, durch das wir kriechen können. Wir entscheiden uns für zweiteres und finden eine Stelle an der wir über den Zaun kraxeln können und finden durchs hüfthohe Gestrüpp bald wieder auf den richtigen Weg. Nun sind wir also wieder am leichten Weg! Die Blicke sind hier – verglichen mit den letzten Etappen – nicht sehr spektakulär, wodurch wir aber auch nicht so oft stehenbleiben.
Unser Weg nach Teusejaure, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/40s, Blende 11, ISO 200
Blick zurück in Richtung Kaitumjaure, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 28mm, 1/100s, Blende 11, ISO 200
Der Weg über die Hochebene Muorki ist nach dem gestrigen Regentag sehr gatschig, unsere Schuhe sehen furchtbar aus! Bevor es wieder in den Birkenwald geht, gibt es noch einige tolle Ausblicke hinunter auf den Teusejaure.
Beim kurzen steilen Abstieg ins Teusedalen ist unser Weg aber ein kleiner Fluss und unsere Schuhe werden wieder sauberer, wenn auch nicht unbedingt trockener. Aber innen ist alles trocken – unsere Lowa sind super!
Hoch über dem Teusejaure, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 28mm, 1/60s, Blende 11, ISO 200
Steiler Abstieg durch den Birkenwald, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 23mm, 1/60s, Blende 8, ISO 200
Alles fließt in den Teusejaure –  ja, das ist unser Weg ;), © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/40s, Blende 8, ISO 200
In Teusejaure treffen wir wieder die beiden Schweizer Maira und Jakob, die jungen Franzosen, unsere schwedischen Zimmerkollegen und die deutsche Familie.
Am See haben wir die Möglichkeit, uns mit dem Motorboot auf die andere Seite fahren zu lassen (das kostet 100 SEK pP) oder das kostenlose Ruderboot für die ca. 1km lange Strecke zu nehmen. Bei den Seen gibt es immer 3 Ruderboote, wobei immer mindestens eines auf jedem Ufer sein muss. Liegt auf der eigenen Seite nur ein Boot, muss man also auf die andere Seite rudern, mit dem zweiten Boot zurückrudern, um dann endlich nach der dritten Querung am anderen Ufer anzukommen. Je nach Wind- und Wetterlage und Ausdauer kann das ein romantischer Rudernachmittag oder eine reine Qual sein. Natürlich liegt auf unserer Seite nur ein Boot.
Wir haben schon vorher beschlossen, das Motorboot zu nehmen, da wir auf der anderen Seite noch bis knapp vor Vakkotavare weitergehen wollen – wir kombinieren also zwei klassische Kungsleden-Tagesetappen. Die beiden jungen Franzosen überqueren den Fluss mit dem Ruderboot. Der Anblick dieser Fahrt amüsiert alle anderen, denn die beiden haben keinen Plan und driften immer weiter ab. Wir plaudern mit einem deutschen Pärchen, die die Vista-Nallo Runde gegangen sind und schwärmen, wie schön diese Strecke ist. Sie haben hunderte Rentiere gesehen, die gerade gezählt wurde. Ein sichtlich beeindruckendes Ereignis und wir sind ein bisschen neidisch, denn so eine Zählung würden wir auch gerne mal sehen.
Die beiden Schweizer nehmen das Motorboot um 13:30 Uhr, während wir uns in der Hütte Nudeln mit Tomatensauce kochen und gemütlich Mittagessen. Um 15 Uhr lassen wir uns übersetzen, mit an Bord ist auch eine Sami-Frau, die auch einen Teil unseres Weges geht – vermutlich bis zu ihrer Siedlung.
Auf der anderen Seite treffen wir auf die beiden Franzosen, die noch immer da sind, erschöpft von der Überfahrt ?
Zwei Drittel der Teusejaure-Ruderflotte auf der falschen SeiteZwei Drittel der Teusejaure-Ruderflotte auf der falschen Seite, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/500s, Blende 8, ISO 200
Der Anstieg auf der anderen Seite wird, nach dem ersten Kilometer, der durch den Birkenwald geht, sehr anstrengend – obwohl wir frisch gestärkt sind. Der Untergrund ist aber angenehm und wir kommen gut voran. Der Weg führt uns nun durch den Nationalpark Stora Sjöfallet. Zweimal kommen uns Wanderer aus Vakkotavare entgegen, die schon ziemlich müde aussehen.

Der Beginn eines langen Aufstiegs durch den Birkenwald, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/40s, Blende 8, ISO 200
Blick zurück nach Teusejaure – wir gewinnen schnell an Höhe, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/80s, Blende 8, ISO 200
Blick zurück nach Teusejaure – wir gewinnen schnell an Höhe, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 24mm, 1/60s, Blende 8, ISO 200

In der Ferne die schneebedeckten Gipfel des SarekIn der Ferne die schneebedeckten Gipfel des Sarek, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 135mm, 1/400s, Blende 8, ISO 400

Der Weg nach Vakkotavare führt über eine Hochebene im Stora Sjöfallets NationalparkDer Weg nach Vakkotavare führt über eine Hochebene im Stora Sjöfallets Nationalpark, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 23mm, 1/100s, Blende 6.3, ISO 800

Wir queren eine neue Brücke über den Guolbbantjåkkå (danke an den Brückenbauer, der Fluss ist reißend!). Im Windschatten legen wir eine kurze Snickers-Pause ein.
Es bläst ein starker Wind und es wird zunehmend kälter. Unsere Stimmung wird ein bisschen schlechter, doch das ändert sich abrupt als wir Rentiere erblicken! Erst nur ein paar, bald sehen wir zehn, dann hunderte im weiten Tal! Anscheinend ist auch hier vor kurzem eine Zählung oder Markierung erfolgt und die Tiere haben sich noch nicht in kleine Herden verteilt. Wir schätzen, dass es um die 400 Stück sind – Rentiere so weit das Auge reicht.

Rentiere, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 300mm, 1/400s, Blende 5.6, ISO 800
Gut getarnter schwedischer Vogel, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 300mm, 1/320s, Blende 5.6, ISO 800

Rentiere, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 300mm, 1/400s, Blende 5.6, ISO 800
Rentiere, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 300mm, 1/250s, Blende 5.6, ISO 800

Rentiere, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 300mm, 1/320s, Blende 5.6, ISO 800
Rentiere, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 300mm, 1/320s, Blende 5.6, ISO 800

Rentiere, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 300mm, 1/250s, Blende 5.6, ISO 800
Rentiere, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 300mm, 1/320s, Blende 5.6, ISO 800

Sie sind recht weit weg und wir gehen langsam einen Hang hinunter, um ein bisschen näher zu kommen, zu beobachten und zu fotografieren. Dabei verlieren wir viel Zeit (ca. 1 Stunde) und es ist schon gegen 19 Uhr, als wir weitergehen. Wir gehen durch Wiesen- und Weidelandschaft bzw. Sumpflandschaft, die hier wunderschöne Färbungen zeigt. Hier müssen wir einfach nochmals stehen bleiben und diese unglaubliche Farbenpracht genießen, obwohl es mittlerweile schon 21 Uhr ist. Noch immer sehen wir in der Ferne die Rentiere.
Farbenspiel des FjällsFarbenspiel des Fjälls, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 23mm, 1/125s, Blende 8, ISO 800
Wir haben heute schon 25 Kilometer in den Beinen und daher recht müde Beine und Füße. Vor allem die Fußsohlen schmerzen extrem durch die vielen Stunden mit schwerem Gepäck. Wir wollen so weit wie möglich kommen, damit wir am nächsten Tag nur noch einen kurzen Abstieg bewältigen müssen, um den ersten Bus nach Saltoluokta in der Früh zu erreichen.
Wir passieren zwei Brücken, die zweite über einen reißenden Fluss und finden einen geeigneten Zeltplatz. 2-3 Zeltplätze gibt es direkt nach der zweiten Brücke, danach einige weitere nahe am Weg, bevor der Abstieg beginnt (weiter unten im Birkenwald gibt es dann nur sehr noch wenige geeignete Plätze zwischen den Birken).
Es ist kalt und es beginnt zu regnen. Wir bauen schnell und relativ trocken unser Zelt auf. Während ich im Inneren unsere Matratzen und Pölster aufblase und es mir im warmen Schlafsack gemütlich mache, nimmt Markus Kontakt mit den unmittelbaren Zeltnachbarn auf, die Österreicher sind! Das Gespräch beginnt auf Englisch, bis einer der Tiroler meint, ob Markus vielleicht auch aus Österreich stammt. Tja, den Dialekt kann man auch im Englischen nicht verleugnen ?
Wir essen wieder im Zelt (und Schlafsack) und schlafen dann schnell ein.
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