Wir starten um 9 Uhr mit dem Boot über den Laitaure, gemeinsam mit ein paar anderen Wanderern. Während der Überfahrt hat man einmal mehr einen schönen Blick auf Tjahkelij, Nammásj und Skierffe. Als Kungsleden-Etappe würde man heute von Aktse nach Pårte gehen, das wären 20km mit ungefähr 400 Höhenmetern. Von Pårte wäre es dann aber nur mehr ein Tag bis Kvikkjokk und wir haben noch Zeit. Westlich unseres Weges liegt die Pårek-Hochebene und ein weiterer 2000er, der Boarektjåhkkå.
Besonders interessiert uns die Ostflanke des Tjahkelij. Claes Grundsten beschreibt den Aufstieg über diese Seite als einzigen möglichen Weg, zuerst den steilen Osthang hinauf, dann durch eine „senkrechte Spalte, die durch diesen scheinbar unbezwingbaren Abbruch schneidet“. Nach der Baumgrenze könne man diese erkennen, weiter oben wäre sie nicht mehr zu sehen, aber dennoch leicht zu überwinden. Wir haben es heuer nicht ausprobiert, aber seht selbst, wie das von unten aussieht. Leicht zu überwinden?
Tjahkelij von Osten, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/250s, Blende 11, ISO 200
Vom See weg führt unser Weg durch Wald und Sumpf, oft auch über Bohlenwege. Die erste Stunde geht es relativ flach dahin, es ist sehr angenehm zu gehen. Die Luft ist gut, überall Wasser und schöne Farbstimmungen durch das Licht. An einer Stelle mit fließendem Wasser füllen wir unsere Flaschen auf, obwohl es erst knapp nach 10 Uhr ist, ist es schon sehr warm.
Ein sumpfiger Wald, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/60s, Blende 11, ISO 200
Wir sind flott unterwegs und kommen gut voran, der Weg wird allerdings immer steiler und steiler. Und es wird wärmer, nein falsch, es ist heiß und die Sonne brennt auf uns herunter. Das Thermometer zeigt 33°C, das Wasser wird knapp – und es gibt keine Möglichkeit, es nachzufüllen. Nach dem steilsten Stück machen wir eine 3/4-Stunde Mittagspause mit Brot und luftgetrocknetem Schinken. Ohne Wasser.
Während des langen Aufstiegs ist das folgende Panorama entstanden, ihr solltet es unbedingt groß ansehen – wenn man es so auf einmal überblickt, sieht es seltsam aus mit den zwei Wegen. In der vollen Auflösung erkennt man, dass ich beim Fotografieren auf dem Weg stehe und mich beinahe um 360° drehe. Der Weg vor uns und der Weg hinter uns sind auf einem Bild, es ist ein Rundumblick. Der markante Tjahkelij mit seiner bewaldeten Ostflanke bildet den Orientierungspunkt, dahinter sieht man ganz fern noch ein kleines Stück des Laitaure Sees, wo wir heute morgen gestartet sind. Der große See am rechten Bildrand ist der Tjaktjajaure.
Lustwandler Panorama: Ein Klick öffnet das Bild und man kann sich umsehen!
Panorama, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/250s, Blende 11, ISO 200
Der Weg läuft nun hoch gelegen an der Flanke des Bårddegiehtje mit schönen Ausblicken auf das Tal. Hier finden wir endlich wieder Wasser und treffen am Bach bei einer Nothütte ein junges Paar bei der Mittagspause. Sie ist Amerikanerin, er Schwede und sie machen eine Langstreckenwanderung namens „Gröna Band“ (
http://www.vitagronabandet.se/en-GB). Die Tour beginnt in Mittelschweden an der norwegischen Grenze bei der STF Fjällstation Grövelsjön und geht 1.300km in den Norden an den Punkt, wo Schweden, Norwegen und Finnland aufeinandertreffen. Dabei werden natürlich bestehende Fernwanderwege kombiniert, so eben auch hier einige Etappen des Kungsleden. Wir plaudern eine Weile mit den beiden und setzen dann unseren Weg fort.
Ausblick auf Rittak und Tjaktjajaure, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/125s, Blende 11, ISO 200
Um 15 Uhr sind wir schon knapp unterhalb des höchsten Punktes, Zeit für unsere Pause. Wir suchen uns einen windgeschützten Platz, werfen den Kocher an und essen Thai Curry Huhn von Blô Band (definitiv eine der besseren Mahlzeiten) und genießen dabei die Aussicht. Nach einer Stunde Pause geht es weiter.
Der traditionelle Weg führt über Kvikkjokk am Stuor Dáhtá vorbei auf die Hochebene und zur Samensiedlung Pårek. Das kommt uns ungelegen, kommen wir doch von der anderen Seite – das wird dann unser Rückweg zum Kungsleden und dann weiter zum Tourende nach Kvikkjokk. Von unserer Seite kommend finden wir im Vorfeld nur eine Beschreibung von Claes Grundsten, der erst nach der Brücke über den Gállakjåhkå den Kungsleden verlassen würde und dann dem Fluß in einiger Entfernung folgend durch den Wald bis auf die Heideflächen östlich des Berges Gállakvárre aufsteigt. Das gefällt uns auch nicht, denn diese Brücke liegt auf nur 560m Höhe und wir kommen vorher über einen Pass auf 860m Höhe. Das mittlere Bild oben zeigt in der Ferne den Pass.
Wir wollen daher eine eigene Route gehen und zweigen 15 Minuten nach der Pause direkt beim Pass zwischen Favnoajvve und Huornnásj nach Nord-Westen ab. Wir haben diese Routenidee mit dem freundlichen Stugvärd in Aktse besprochen und dieser hat uns darin bestärkt. Auf der Karte sieht man schön, dass die Höhenlinien in diesem Bereich etwas weiter auseinander liegen, in diesem Bereich kann man gut gehen.
Der kleine Unna Jierttá und der größere Stuor Jierttá, links der Gallákvárre und im Hintergrund das Boarektjåhkkå-Massiv, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/60s, Blende 8, ISO 200
In der Ferne kann man gut unser Ziel erkennen, den kleinen Unna Jierttá und den größeren Stuor Jierttá. Links von uns liegt der Gallákvárre und die große Bergkette, die das Bild dominiert, ist natürlich das Boarektjåhkkå-Massiv. Wir wollen zwischen Unna Jierttá und Stuor Jierttá durchgehen, man darf sich aber nicht verleiten lassen, dies zu früh anzupeilen – die direkt Route besteht aus Sumpf und Weidengestrüpp – nicht empfehlenswert. 😉 Wir peilen deutlich rechts am Stuor Jierttá vorbei und steigen auch immer wieder ein Stück weiter auf, um Weidengestrüpp oder Feuchtstellen zu umgehen.
Einsamer Zeltplatz, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/125s, Blende 8, ISO 200
Nach ca. einer Stunde erreichen wir eine weite Fläche, die wie geschaffen für unser Nachtlager ist. Wir schlagen unser Zelt auf, waschen uns in einem kleinen Bach – wobei wir uns gegenseitig vor den Gelsen beschützen – und verbringen dann den Abend im Zelt – das Zelt weit geöffnet, nur mit dem Mückenschutz vor den beiden großen Türen.
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