Heute ist schon unsere letzte Etappe, ungefähr 15km durch das Kårsavagge, tendenziell eher bergab. Müde stehen wir um 8 Uhr auf, die Schnarcher-Gang wirkt auch sehr müde, immerhin! Wir frühstücken Knäckebrot mit Salami und werden von den Schweden auf frischen Kaffee eingeladen, der erste Kaffee seit der Kebnekaise Fjällstation.
Wir starten um 9:30 Uhr, es hat nur mehr 4° Celsius, der Himmel ist bedeckt, immerhin regnet es nicht. Die Berge sind hoch oben bereits angezuckert, in der Nacht hat es in höheren Lage schon geschneit. Auf unserer Höhe hat es nur geregnet, das allgegenwärtige Weidengestrüpp ist nass und gibt das Wasser nur zu gerne an uns weiter. Wir wechseln uns mit dem Vorangehen ab, der erste wird deutlich nasser als der zweite. Ja, ihr habt recht, man könnte auch die Regenbekleidung überziehen, aber wer tut das schon?
Elisabeth im elisabethhohen Weidegestrüpp, dahinter die Kårsavaggestugan, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/80s, Blende 8, ISO 200 Viele kleine Flüsse sind im Kårsavagge zu queren, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/50s, Blende 8, ISO 200
Das Kårsavagge ist ein wasserreiches Tal, auf der rechten Seite unseres Weges liegt der Gorsajávri und wir queren immer wieder kleine Zuläufe, die aus den Bergen links von uns herunterkommen. Landschaftlich ist es wieder herrlich, hier zu wandern. Volle Herbstfärbung und je näher wir dem Abisko-Nationalpark kommen, desto mehr nimmt die Dichte an Birken zu.
Weg durch das Kårsavagge, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 20mm, 1/80s, Blende 8, ISO 200 Weg durch das Kårsavagge, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/60s, Blende 8, ISO 200 Weg durch das Kårsavagge, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/100s, Blende 8, ISO 200
Was ich oben im Text als „wasserreiches Tal“ bezeichnet habe, zeigt sich wenig später von seiner nassen Seite. Der bisher einfache Weg wird zum Fluß und die sumpfigen Stellen werden immer tiefer.
Weg durch das Kårsavagge – ja, das ist der Weg!, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/100s, Blende 8, ISO 200 In too deep…, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 24mm, 1/250s, Blende 5.6, ISO 200 Kårsavagge, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/200s, Blende 8, ISO 200 Blick zurück ins Kårsavagge, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 24mm, 1/200s, Blende 8, ISO 200
An der Grenze des Abisko-Nationalparks blicken wir zurück in das Kårsavagge, machen eine Pause mit Beef Jerkey und Mars und geniessen die tolle Umgebung!
Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium Honck), © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 300mm, 1/400s, Blende 5.6, ISO 400 Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium Honck), © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 300mm, 1/320s, Blende 5.6, ISO 400
Bislang hat unser der Njunesgeahči und der Gorsaskáidi den Blick ins Abeskodalen versperrt. Jetzt sind wir an diesen Bergen vorbei und immer noch auf fast 600m Höhe – wir haben dadurch einen fantastischen Ausblick auf den Nationalpark mit seinem dichten Birkenwald und auf die gegenüberliegenden Berge, den Nissončorru und den Čuonjáčohkka.
Nissonjohka und Nissončorru, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 84mm, 1/500s, Blende 8, ISO 400 Čuonjáčohkka, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 170mm, 1/400s, Blende 11, ISO 400
Bald tauchen wir selbst in den Birkenwald ein und kommen irgendwann zu einer Abzweigung, bei der wir unachtsam sind und dem Winterweg nachgehen, was sich in Form eines sehr sumpfigen Weges schnell rächt. Da wir dabei aber auch einige Höhenmeter abgebaut haben, sind wir zum Umdrehen zu faul und gehen den Weg weiter, bis wir einem weiteren schmalen Pfad nach Norden parallel zum Abiskojåkka folgen können.
Birkenwald bei Abisko, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 182mm, 1/100s, Blende 8, ISO 400
Plötzlich get es viel zu schnell, jeder Schritt bringt uns unwiderruflich dem Ende unserer Tour näher und so sind wir gar nicht glücklich, als wir plötzlich an der Straße herauskommen. Wir kommen um 14.30 Uhr in Abisko an und tauschen unsere Reservierung im 4er/6er Schlafraum flugs für einen kräftigen Aufpreis in ein 2er Luxuszimmer im Hotel. 🙂
Nach einer langen und ausgiebigen Dusche liegen wir den restlichen Nachmittag im Bett und gehen dann um 20.30 zum traditionellen Abiskodinner: heute mit „Gus Pacho“ (ein blöder Witz aus „Breaking Bad“-Zeiten, natürlich handelt es sich um Gazpacho), Elchfilet(!) mit Petersilwurzelpüree, Erdäpfeln und Rotweinsauce und als Nachtisch ein Donut mit Vanillefüllung und Beeren.
Am Abend sehen wir schwache Nordlichter an der Fjällstation und gehen warm angezogen noch mit Stirnlampen zum See hinunter. Der Himmel ist eher bewölkt, aber ab und zu lockert es ein wenig auf und wir sehen als Abschluss unserer Tour noch einmal schwache Nordlichter.
Epilog
Wir sind nun einen Tag früher als geplant in Abisko angekommen und verbringen den Tag bei richtig schlechtem Wetter faul in der Fjällstation und am Abend gönnen wir uns ein zweites großes Dinner. Am nächsten Tag nehmen wir nach einem ausgiebigen Frühstück den Bus um 11 Uhr, der uns direkt zum Flughafen in Kiruna bringt. Der Flug nach Stockholm verläuft ereignislos, in Stockholm haben wir Zeit für unseren traditionellen Besuch bei „Maxx“ auf einen guten Burger, dann geht es schon weiter nach Kopenhagen. Dort kommen wir mit etwas Verspätung an. Die Zeit für den Umstieg in den Flieger nach Wien war schon von Haus aus mit 45 min sehr knapp angesetzt, nun gehts im Laufschritt zum Gate. Kaum eingestiegen, heben wir auch – das war knapp! Wie knapp sehen wir dann in Wien, als unsere beiden Rucksäcke nicht auf dem Band sind. Sie bleiben verschollen, auch die Suche des Bodenpersonals am Flughafen bringt nichts und sie schaffen es nicht einmal herauszufinden, wo sie zuletzt gescannt wurden. Nach 45 Minuten nerviger Warterei und dem Ausfüllen von Formularen verlassen wir den Sicherheitsbereich, wo Sissy und Karl – unsere immer verlässlichen Abholer – schon leicht ungeduldig auf uns warten. Weit nach Mitternacht kommen wir dann zu Hause an.
Die Rucksäcke kommen zwei Tage später per Hauszustellung, mein Kajka 75 völlig verdreckt mit schwarzem Abrieb oder Ölspuren – als hätten sie ihn über den Flugplatz geschleift. Nach diversen Abwimmelversuchen der Fluglinie und Abwälzen auf einen Schadensregulierer namens Dolphi1920, bei dem ich den Kajka hätte bestellen sollen mit „nur“ 120 EUR Zuzahlung (der Trick ist ein Verkauf zum Listenpreis mit einer Erstattung von 251 EUR [300 EUR Kaufpreis minus 16% für 11 Monate Abschreibung] und man wird damit unter Druck gesetzt, dass diese Summe natürlich keineswegs gesichert sei, wenn der Fall an die Fluglinie zurückgeht und man auf Barauszahlung besteht), wurden mir dann Wochen später 267(!) EUR überwiesen und der Kajka ist natürlich problemlos deutlich unter dem Listenpreis zu finden. Geht doch!
Fazit
Diese Tour ist nun über ein Jahr her und mittlerweile haben wir eine zweite Herbsttour gemacht, allerdings wieder mit Zelt (von Ritsem nach Riksgränsen, diese Tour posten wir ab Anfang 2019 hier auf Lustwandler.at).
Aus unserer Sicht haben die Herbsttouren fast ausschließlich Vorteile. Es gibt keine oder kaum mehr Mücken, das Fjäll strahlt in den schönsten Herbstfarben, man sieht die ersten Nordlichter und es sind deutlich weniger Leute unterwegs. Dafür sind die Tage kühler und die Nächte (vor allem im Zelt) schon empfindlich kalt mit Nachfrösten. In höheren Lagen fällt der erste Schnee – ein Vorteil zum Betrachten und Fotografieren, ein Nachteil, wenn man noch über den Pass muss. 😉
Obwohl unsere Route über Teile des Kungsleden geführt hat, war es auf den Wegen nicht überlaufen und in den Seitentälern schön einsam. Anstrengend empfanden wir allerdings Abiskojaure, das werden wir beim nächsten Mal eher auslassen und Alesjaure war jetzt auch nicht wirklich entspannt, das kann man aber ohne Zelt kaum auslassen, ohne einen Gewaltmarsch zu machen.
Landschaftlich ist das Kebnekaisefjäll außergewöhnlich schön und vielseitig: man durchstreift die Vegetationszonen vom Birkenwald bis ins Hochfjäll, bewegt sich durch wasserreiche Täler und ist umgeben von markanten und teils auch sehr schroffen Gipfeln. Wir haben die Tour sehr genossen und hatten das Glück, nette Leute zu treffen und neue Freunde zu finden. Nach der Tour waren wir so richtig tiefenentspannt und hatten für den Arbeitsherbst neue Kraft geschöpft. Noch heute denken wir oft an diese Tour zurück – falls ihr die Möglichkeit habt, dann können wir euch eine Tour in dieser Gegend wärmstens empfehlen. Als Hüttentour und vielleicht ein bissl kürzer angelegt ist diese Tour auch für Trekkingeinsteiger gut geeignet!
Hallo Ihr Beiden, was soll ich sagen, hat mich mit genommen Euer Bericht…nicht nur die volle Wonne, sondern auch mal das Nüchterne, das Einfache…naja und wenn es irgendwas gibt, was ich zu bemängeln hätte, dann …und nehmt es mir nicht übel, dann sind das Eure Zähne, ich habe nicht so schöne…aber Ihr zeigt sie immer! So, und wenn ich jetzt für Euch noch nicht gestorben bin, dann habe ich habe mal folgende Fragen: Wir sind beide über 50…und wollen im nächsten Jahr zu den Lofoten, beginnen wollen wir aber mit dem Abisko – Nationalpark…Ende August!…Muss man die Hütten immer vorbuchen? / Sind die Nordlichter auch Anfang September schon möglich! / Scheint viel zu regnen..oder? / Und was ist mit zelten…habt Ihr das auch mal gemacht…waren doch immer Hütten..oder? Soweit erstmal…ganz liebe Grüße, kam vielleicht nicht zu rüber, Ihr wisst, dass geschriebene Wort ist heutzutage nicht immer 1 zu 1…das war schon ne coole Aktion!
Adios Ronald!
Servus Ronald, ich beginne mal mit dem einfachen, ja, wir zelten oft, schau Dir mal die anderen Touren an unter „Trekking“ links oben und da fehlen noch zwei Zelttouren in Schweden, zu den Reiseberichten sind wir noch nicht gekommen 🙂
Ende August ist eine tolle Zeit für den Abisko Nationalpark, Anfang bis Mitte September auch. Wetter ist halt Schweden, mal hat mal Glück und Schönwetter, mal nicht, aber generell ist das eine gute Zeit. Die Nächte werden kühler und die Mosquitos, vor allem im September. Für das Vorbuchen musst Du nächstes Jahr schauen, ob noch Covid-Regeln gelten oder nicht; in normalen Jahren haben wir nicht vorgebucht, aber eben meist auch ein Zelt dabei. Nordlichter sind prinzipiell immer möglich, die Nacht muss nur dunkel genug sein, um sie auch zu sehen. Also je später in den Herbst, desto besser.
Die Lofoten sind landschaftlich ganz fantastisch, zwei Tipps: Rother Wanderführer Lofoten für schöne Touren und in Norwegen noch weiter rauf bei Stø könnt ihr eine Waltour machen, da sind Pottwale.