Unser Wecker geht um 6 Uhr, wir bauen routiniert unser Zelt ab, packen die Rucksäcke und machen uns dann an den unschwierigen Abstieg zum Sitojaure. Wir erreichen das Ufer und die Hütte der Sami etwa eine Stunde vor der geplanten Abfahrt des Bootes. Ausreichend Zeit für ein gemütliches Frühstück bestehend aus Knäckebrot, Salamella und dem legendären Tubenkäse. Knapp vor der Abfahrt kaufen wir bei den Sami noch luftgetrocknetes Rentierfleisch, selbstgemachtes Fladenbrot und definitiv nicht selbstgemachte Schokolade, die dafür in der Großpackung.
Mittlerweile sind 11 weitere Wanderer eingetroffen, sie kommen von der nahen STF-Hütte. Der Transfer auf die andere Seite erfolgt dann mit zwei Booten, die 200 SEK pro Person sind gut investiert, die Fahrzeit mit dem Motorboot beträgt fast 15 Minuten, da wären wir lange gerudert …
Von der Anlegestelle geht es zuerst sanft ansteigend durch den Birkenwald, oft auf unseren geliebten Bohlenwegen. Das „sanft ansteigend“ ändert sich mit dem Ende des Birkenwaldes, dann geht es ordentlich bergauf und es weht ein kräftiger Wind. Nach einer Stunde des Aufstiegs gönnen wir uns eine Pause an einem windgeschützten Platz.
Der Sitojaure liegt auf ungefähr 600 Meter Höhe. Auf einer klassischen Kungsleden-Tour würden wir heute von Sitojaure nach Aktse gehen, zuerst vom Sitojaure auf rund 950 Meter aufsteigen und dann wieder auf 550 Meter absteigen. Das passt aber nicht zu unseren Plänen – wir verlassen heute wieder den Kungsleden und wollen für 3-4 Tage in den Nationalpark Sarek abbiegen und danach den Kungsleden über Aktse fortsetzen. Unser heutiges Tagesziel ist der Skierffe, ungefähr 20km von uns entfernt und um rund 600m höher gelegen. Ihr seht, das wird ein anstrengender Tag!
[Anmerkung: eine neue Topo-Karte mit unserer Route findet ihr
hier.]
Nach der Pause geht es weiter bergan, mal steiler, mal weniger steil. Keine Ahnung was gestern mit mir los war, aber heute bin ich wieder fit, dafür plagt sich Elisabeth an den steilen Passagen. Unsere Rucksäcke sind auch wieder recht schwer, wir haben in Saltoluokta unsere Lebensmittel kräftig aufgestockt, um genug Proviant für unsere Sondertouren zu haben. Aber wie immer, die Belohnung für anstrengende Aufstiege liegt in grandiosen Ausblicken, in diesem Fall zurück auf den Sitojaure.
Wir gewinnen rasch an Höhe, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/80s, Blende 11, ISO 200
Von da dauert es nicht lange, bis wir den Rücken erreichen. Der Kungsleden führt nun über den Rücken am Njunjes vorbei und dann wieder nach Aktse hinunter. Die offizielle Route zum Skierffe zweigt nach einem Teil des Abstiegs nach Westen ab, auf 780 Meter Höhe. Unpraktisch für uns, sind wir doch jetzt schon auf 950 Meter Höhe. Daher gehen wir weglos und umrunden den Njunjes im Norden, um dann weitgehend ohne Höhenverlust in den Pfad zum Skierffe einzuschwenken.
Der Weg ist gut zu gehen, wir sind im Hochfjäll und gehen über Heideflächen, die mit großen Steinen durchsetzt sind. Die Sonne strahlt, der kühle Wind ist mittlerweile auch weg, die Farben des Fjälls leuchten, einfach perfekt! Nach der Umrundung des Njunjes taucht in der Ferne die massive Silhouette des Tjahkelij auf, des Berges, der das Laitaure-Delta beherrscht. Mittlerweile ist es knapp vor 13 Uhr, Zeit für eine ordentliche Mittagspause mit Rentier. Luftgetrocknetem Rentier 😉
Etwas später füllt Elisabeth unsere Wasservorräte an einem nahen See auf, sogar den 2l Reservebeutel – nach unseren Erfahrungen am Kebnekaise sind wir diesbezüglich vorsichtig und schleppen jetzt 4kg Wasser über die letzten 200 Höhenmeter. Ein Fehler, wie sich später herausstellt, als wir ein Gewirr kleiner Bäche queren. Umsonst geschleppt.
Überhaupt ist heute nicht unser Tag bzw. nicht Elisabeths Tag. Schwierige Auf- und Abstiege, rutschige Steine, Blockfeld, nichts konnte sie stoppen; und nun: ein harmloses kleines Bacherl, irgendwie abgerutscht, zwischen Steine geraten, Fuß ein wenig verdreht. Das schon mehrfach eingerissene Seitenband, wieder einmal. Nach einem ersten Schreck und einer längeren Pause sieht es dann ganz passabel aus, schmerzt zwar, ist aber nicht gerissen.
Eigentlich wollten wir auf den Skierffe, dann weiter unten zelten und am nächsten Tag tiefer in den Sarek gehen. Leicht angeschlagen noch weiter in die Wildnis? Nein, keine gute Idee, wir planen um: morgen Ruhetag im Sarek zur Erholung des Bandls. Ich suche einen schönen Zeltplatz und werde nicht allzuweit von der Unglücksstelle fündig, hole Elisabeth wieder ab und wir stellen erst einmal unser Zelt auf.
Das Wetter ist recht schön, Elisabeth kann ohne den schweren Rucksack und mit Stöcken ganz gut gehen und so beschließen wir, den Skierffe doch noch heute zu besteigen, wir sind mittlerweile auch nur mehr rund 100 Meter unterhalb des Gipfels. Und so machen wir uns auf den Weg, um nur wenig später grandiose Ausblicke auf das Laitaure-Delta und das Rapadalen zu geniessen. Da dieser Post schon so lange ist, findet ihr den Großteil der Bilder im nächsten Post, aber ein Panorama zur Einstimmung wollen wir euch nicht vorenthalten 🙂
Lustwandler Panorama: Ein Klick öffnet das Bild und man kann sich umsehen!
Panorama Skierffe, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark II, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/160s, Blende 8, ISO 200
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