Wasserfall an der Kaldaklofskvísl

Tag 5: Emstrur – Álftavatn [16 km, 280 HM]

Schwarzer Lavasand, knallgrüne Berge und rauschende Gletscherflüsse

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Nach einem ausgiebigen Porridge-Frühstück – unser Schweizer Zeltnachbar meinte: „Euer Frühstück schaut genauso lecker aus wie unseres …“ ? – machen wir uns um 10 Uhr auf den Weg, kurz vor der deutschen Schülergruppe, die wir auch heute immer wieder sehen.
Der erste Teil der Strecke verläuft sehr gemütlich und wir kommen gut voran. Es geht stetig leicht bergauf, das Wetter ist auch heute wieder sonnig und warm und wir sind kurzärmlig unterwegs. Nach kurzer Zeit verlassen wir das “grün” und es geht auf breitem und einfachem Weg durch die Lava-Wüste Emstrur.
Entgegenkommende Wanderer sind mit Tüchern eingehüllt und da wird uns erst richtig bewusst, dass wir in der glücklichen Lage sind, Rückenwind zu haben. Die Entgegenkommenden kämpfen mit dem aufgewirbelten Sand, der ihnen ins Gesicht bläst. Heute ist es recht harmlos, aber man kann sich gut vorstellen, wie ein richtiger Sandsturm wäre.
Markant auf unserem Weg liegt der Hattafell (übersetzt Hutberg), den ihr auf den Bildern links erkennen könnt. Dieser Berg besteht aus dem vulkanischen Gestein Palagonit, das aus basaltischer Lava entsteht, und im Unterschied zu Obsidian mehr gebundenes Wasser enthält. In der Farbe gelb-braun ist es eine der der häufig in Island vorkommenden Gesteinsarten.

Emstrur mit Hattafell und TuddiEmstrur mit Hattafell und Tuddi, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 21mm, 1/125s, Blende 8, ISO 200
Emstrur mit HattafellEmstrur mit Hattafell, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/125s, Blende 8, ISO 200
Blick nach WestenBlick nach Westen, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/320s, Blende 8, ISO 200
Blick zurück (Hattafell rechts)Blick zurück (Hattafell rechts), © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 24mm, 1/200s, Blende 8, ISO 200

Die Sonne heizt den schwarzen Sand auf und es ist richtig warm heute. Die erste Furtstelle zwischen Hattafell und Útigönguhöfðar ist seicht, wir kommen direkt mit den Wanderschuhen durch.
Der Weg verläuft weiter über einen Pass, der sich zwischen dem Útigönguhöfðar und einem namenlosen Gipfel daneben befindet. Beim Blick zurück leuchtet der Eyjafjallajökull im Hintergrund. Es geht nun für ein paar Kilometer an der Flanke des Bergrückens hinunter.

In der Flanke des Útigönguhöfðar, im Hintergrund der EyjafjallajökullIn der Flanke des Útigönguhöfðar, im Hintergrund der Eyjafjallajökull, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/100s, Blende 11, ISO 200
In der Flanke des Útigönguhöfðar, in der Ebene der MælifellssandurIn der Flanke des Útigönguhöfðar, in der Ebene der Mælifellssandur, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/160s, Blende 8, ISO 200

Wir erreichen die schwarze Sandwüste Mælifellssandur. Das isländischer Sandur, auf deutsch Sander oder auch Schotterebene, ist die Bezeichnung für breite Schwemmkegel der Gletscher. Typisch ist eine nur leichte Neigung, die aus der Endmoräne kommenden Schmelzbäche fächern auf und verlieren stark an Geschwindigkeit. Grobes Material lagert sich nahe an der Endmoräne an, feines Material wird weit verteilt. Wir gehen hier durch den nord-westlichen Ausläufer des Sandurs. Auf den folgenden Bildern sieht man durchaus eine gröbere Struktur, diese entsteht durch den Wind und das Davonwehen des feinen Materials.

Mælifellssandur und SmáfjallaraniMælifellssandur und Smáfjallarani, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/400s, Blende 8, ISO 200

Lustwandler Panorama: Ein Klick öffnet das Bild und man kann sich umsehen!

Mælifellssandur mit Smáfjallarani und Útigönguhöfðar, im Hintergrund der Mýrdalsjökull und der Eyjafjallajökull
Mælifellssandur mit Smáfjallarani und Útigönguhöfðar, im Hintergrund der Mýrdalsjökull und der Eyjafjallajökull, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 28mm, 1/320s, Blende 8, ISO 200

Wir treffen auf die Piste F261, hier steht einer der wenigen Wegweiser auf unserem Weg. 5,7 km haben wir bereits zurückgelegt, 9,3 km liegen noch vor uns. Bald danach kommen wieder zu einer Piste und überqueren die Brücke über den Fluss Innri-Emstruá. Während in der Umgebung des Flusses die Farben leuchten, wird unser Weg bald wieder dunkel und führt weiter über schwarzen Lavasand. Der Kontrast zu den grünen Bergen ist beeindruckend stark und auch auf den Bildern gut erkennbar.

Wegweiser im MælifellssandurWegweiser im Mælifellssandur, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/320s, Blende 8, ISO 200
Wasser ist Leben – Innri-EmstruáWasser ist Leben – Innri-Emstruá, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 23mm, 1/160s, Blende 8, ISO 200
Blick zurück auf Smáfjallarani und ÚtigönguhöfðarBlick zurück auf Smáfjallarani und Útigönguhöfðar, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/200s, Blende 8, ISO 200

Bald kommen wir zur Furt durch den Gletscherfluss Bláfjallakvísl. Der Fluss ist reißender als jener bei unserer ersten Furt und das Wasser kälter. Auf den Bildern könnt ihr gut die Strömung erkennen. Zum Glück ist das Wasser nur wenig über knietief und wir kommen gut durch. Bilder gibt es keine, da wir wegen der Strömung nur knapp hintereinander gegangen sind, um uns gegebenenfalls gegenseitig helfen zu können. Auf der anderen Seite machen wir eine ausgiebige Pause, barfuß und mit ein paar süßen Snacks.

Furt durch die Bláfjallakvísl (Blick zurück)Furt durch die Bláfjallakvísl (Blick zurück), © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/160s, Blende 11, ISO 200
Bláfjallakvísl mit StórasúlaBláfjallakvísl mit Stórasúla, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/80s, Blende 11, ISO 200

Bald danach gehts wieder über eine Brücke, die uns über den Gletscherfluss Kaldaklofskvísl führt. Rechterhand sehen wir einen kleinen, aber sehr schönen Wasserfall. Wir beobachten furtende Autos und auch einen Bus, der durch den Fluss fährt. Es ist interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Lenker den Weg anlegen und auch die Geschwindigkeit variiert stark.

Wasserfall an der KaldaklofskvíslWasserfall an der Kaldaklofskvísl, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 31mm, 1/160s, Blende 11, ISO 400
Furtstelle der KaldaklofskvíslFurtstelle der Kaldaklofskvísl, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/200s, Blende 8, ISO 200

Einen Kilometer später kommen wir am Camp Hvanngil vorbei, das wir aber rechts liegen lassen und direkt den Aufstieg über die Ausläufer eines Berges in Angriff nehmen. Es sind ja nur noch 5 km bis zu unserem Ziel. Von oben gibt es einen Wahnsinnsblick zurück, in der Ferne sind – immer noch! – die beiden Gletscher Mýrdalsjökull und Eyjafjallajökull zu sehen! Nun wird es grün um uns herum, die Landschaft strahlt in der Sonne, es ist richtig kitschig.

Camp Hvanngil mit Hvanngilshausar und im Hintergrund der MýrdalsjökullCamp Hvanngil mit Hvanngilshausar und im Hintergrund der Mýrdalsjökull, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/250s, Blende 8, ISO 200

Lustwandler Panorama: Ein Klick öffnet das Bild und man kann sich umsehen!

Camp Hvanngil mit Hvanngilshausar und im Hintergrund der Mýrdalsjökull und der Eyjafjallajökull
Camp Hvanngil mit Hvanngilshausar und im Hintergrund der Mýrdalsjökull und der Eyjafjallajökull, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/200s, Blende 8, ISO 200

Nun geht es leicht hügelig, aber tendenziell bergab in Richtung unseres Tagesziels. In der Ferne sehen wir schon die markanten Rhyolithberge, man merkt, dass wir uns langsam aber stetig dem Höhepunkt unserer Reise nähern!

Weg nach ÁlftavatnWeg nach Álftavatn, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/200s, Blende 8, ISO 200
Die ersten QuellenDie ersten Quellen, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/125s, Blende 8, ISO 200

Gegen Ende wartet in einem grünen Tal noch einmal eine Furtstelle auf uns – eine leichte Querung des Flusses Bratthálskvísl, wieder mit erstaunlich warmem Wasser.

Der Fluß BratthálskvíslDer Fluß Bratthálskvísl, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 20mm, 1/250s, Blende 8, ISO 200
Furt der BratthálskvíslFurt der Bratthálskvísl, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/250s, Blende 8, ISO 200
Furt der BratthálskvíslFurt der Bratthálskvísl, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/200s, Blende 8, ISO 200

Anschließend sind es noch 2 Kilometer bis zum Camp Álftavatn (übersetzt: Schwanensee). Das Camp ist wunderschön an einem See gelegen. Leider können wir dies nicht ausgiebig genießen, da das Wetter auf kalt und windig umschlägt.

Camp ÁlftavatnCamp Álftavatn, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/250s, Blende 8, ISO 200
Camp ÁlftavatnCamp Álftavatn, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 20mm, 1/60s, Blende 11, ISO 200

Für unsere Verhältnisse ungewohnt früh um 16 Uhr treffen wir ein, bauen unser Zelt auf und essen gleich einmal Chicken Curry.
In unserer Nähe haben zwei Studenten ihr Zelt aufgeschlagen – eine Deutsche und ein Schweizer – die in Reykjavík in einer Touristeninfo fragten, wo man denn in der Umgebung gut wandern gehen könne. Die Dame dort hat ihnen den Laugavegur vorgeschlagen (!?), worauf die beiden sich Zelt, Gaskocher und GPS geliehen haben und losgezogen sind. Sie mit Turnschuhen, er mit leichten Wanderschuhen, sie mit Jeans, er mit einer leichten Wanderhose. Beide mittlerweile nahezu ohne Essen, die fehlenden Nachkaufsmöglichkeiten am Trail haben sie überrascht und so müssen sie morgen auch bis Landmannalaugar durchgehen. Unglaublich eigentlich – was wir sorgfältig planen, gehen die beiden “einfach mal so”, wenn auch nur den einfacheren Teil unserer Strecke. Man möchte nicht daran denken, was passiert, wenn das Wetter umschlägt und so richtig ungemütlich wird …
Apropos Glück: Auch in diesem Camp haben wir das “Glück”, dass es nur eine funktionierende Dusche für den gesamten Platz gibt. Ich warte geschlagene 60 Minuten darauf, an die Reihe zu kommen. Zwar hat auch hier jeder nur 5 Minuten Heißwasser, aber bei 10 wartenden Leuten dauert das trotzdem eine Weile. Wir vertreiben uns die Zeit, indem wir viel plaudern und uns über die Neuankömmlinge amüsieren, die kopfschüttelnd abmarschieren als sie sehen, wie viele Leute hier angestellt sind. Markus geht in der Zwischenzeit am See spazieren und fotografiert.
In der Zwischenzeit wird eine zweite Dusche repariert und so hat Markus das Glück, schon nach einigen Minuten dranzukommen.
Der See ÁlftavatnDer See Álftavatn, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/100s, Blende 11, ISO 200
Erst daheim hat Markus in einem Forum gelesen, dass es seit heuer ein Restaurant in Álftavatn gibt. Ein Restaurant! Und es ist uns vollkommen entgangen. Wie konnte das passieren? Vor Ort keine Werbung, kein Hinweis der Hüttenwirtin, kein Tipp durch andere Gäste. Ein Restaurant! Mit Bier! Und wir haben Gefriergetrocknetes gegessen und Wasser getrunken!
1 Kommentar
  1. Karl Zenz
    Karl Zenz sagte:

    Mit diesen präzisen Fotos und den herrlichen Landschaftsbildern kann ich eure Reiseeindrücke bestens nachempfinden.
    Ein Bravo für eure sportlichen Ambitionen, die gute Planung der Tour, und die sehenswerte und lesenswerte Doku!

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