Die heutige Etappe ist das Highlight des Hellismannaleið. Der Weg verläuft durch eine ausgesprochen trockene Landschaft, die vom Vulkanismus der letzten Jahrhunderte geformt wurde. Wir befinden uns nun in der Nähe der Hekla. Die Hekla ist einer der aktivsten und gefährlichsten Vulkane Islands, die Vorwarnzeit bei einem Ausbruch liegt zwischen 30 und 90 Minuten. Etwa zehn Prozent der Tephra, die in den letzten 1000 Jahren auf Island ausgestoßen wurde, stammt von ihr (das entsprich in etwa fünf Kubikkilometer), zusätzlich wurden acht Kubikkilometer Lava ausgestoßen. Im Mittelalter hat man den Vulkan für das Tor zur Hölle gehalten. Die Hekla ist eigentlich ein 40km langes Vulkansystem, der Zentralvulkan ist der Berg Hekla, wobei sich hier – und das ist eine Besonderheit – eine 5 km lange Ausbruchspalte über den Hauptgipfel zieht, über dem sich bei den letzten Ausbrüchen ein Hauptkrater aufgebaut hat. Die Magmakammer reicht bis zu 8 Kilometer in die Tiefe. Auf Wikipedia findet ihr noch viele weitere Details zur Hekla und Informationen zu den Ausbrüchen.
Die folgende Karte Islands gilt als ein Beispiel herausragender kartographischer Kunst aus der Renaissance. Sie wurde vom Kartographen Abraham Ortelius erschaffen, die Kupferplatte datiert aus 1585 und erschien in seinem Atlas „Theatrum Orbis Terrarum“; das abgebildete Exemplar stammt aus der italienischen Ausgabe 1608/1612. Eingefügt haben wir es wegen der Abbildung der feuerspeienden Hekla, der lateinische Spruch lautet übersetzt „Hekla, fortwährend von Stürmen und Schnee gepeinigt, erbricht Steine unter grauenhaftem Getöse“. Genial sind aber auch die Details der Karte: furchterregende Seemonster und auf Eisbergen treibende Eisbären! [Quelle: Wikipedia, public domain]
Gut ausgeschlafen und nach einem ausgiebigen Frühstück starten wir um 10:30 Uhr. Die Wasserversorgung auf dem Weg ist nicht gesichert, wir starten daher mit einem größeren Wasservorrat als normal. Von den Hütten bei Landmannahellir folgen wir nur kurz der Piste F225 nach Westen, der Wanderweg führt bald sanft nördlich von der Piste weg (alternativ nimmt man ein wenig später die kleine abzweigende Piste). Auf beiden Wegen erklimmt man einen Hügel mit Blick auf den See Herbjarnarfellsvatn. Oben angekommen trennen sich Wanderweg und Hügel, der Wanderweg führt noch kurz weiter nach Norden und dann nach Westen.
Vom See führt der Weg nun stetig bergan, bis wir einen kleinen Pass erreichen. Vor uns liegt der Berg Hrafnabjörg, der die nordwestliche Grenze des Naturschutzgebiets Fjallabak bildet. Auf dem zweiten Bild sieht man auch schon den zugehörigen See Hrafnabjargavatn (an dem man aber nicht vorbeikommt). Unser Weg verläuft nun über eine Hochfläche hinunter ins das langgestreckte Becken, das wir nach Westen durchwandern werden.
Am westlichen Ende des Beckens finden wir ein ausgetrocknetes Flussbett vor – soviel zur Wasserversorgung auf der Strecke. Kurz danach beginnt der Anstieg zum Pass Lambaskarð, auf der anderen Seite geht es direkt wieder hinunter. Der Untergrund ist hier tief und sandig, man erkennt an den Felsen, dass man in einem ehemaligen Flussbett geht. Danach geht es für ungefähr eine Stunde – inklusive einer kurzen Pause mit Energieriegeln – eben bis leicht bergab auf sandigem Boden dahin. Für einige Zeit haben wir ein paar Schafe vor uns, die offensichtlich den gleichen Weg haben.
Wir erreichen das Lavafeld Lambafitjarhraun, wenig überraschend gehört dieses zur doch gut 10 km entfernten Hekla. Es ist eine nord-östlich gelegene Ausbruchsspalte aus dem Jahr 1913, also grad mal ein bissl mehr als 100 Jahre her. Die Hekla ist übrigens überfällig: im 20. Jahrhundert hat sich ihr Ausbruchsmuster geändert und es gab alle 10 Jahre einen Ausbruch: 1970, 1980/81, 1991, 2000. Seit dem letzten Ausbruch im Jahr 2000 hat sich die Hekla pro Jahr um 5 Millimeter gehoben und der Berg selbst ist mittlerweile stärker aufgebläht als vor den letzten Eruptionen 1991 und 2000.
Unser Weg führt am Rand des Lavafeldes vorbei, das erste Bild zeigt einen Blick zurück, später verläuft der Weg dann auch durch das Lavafeld. Die Lava zeigt den typischen Moosbewuchs und ist noch deutlich weniger verwittert als die Lava älterer Lavafelder.
Um 15 Uhr erreichen wir den Fluss Helliskvísl, der einzige Fluss, den wir heute furten dürfen. Er fließt friedlich und breit dahin, das sollte doch kein Problem sein – wie man an meiner Schräglage sieht, kann man sich auch täuschen. Der Fluss hat eine fiese Strömung und einen sehr sandigen Boden, in dem man unvermutet einsinken kann. Nur ein beherzter Stockeinsatz hat die Kenterung verhindert und Elisabeth hat natürlich genau passend den Auslöser gedrückt …
Ohne Schuhe und Socken genießen wir den weichen Sand und beschließen, hier gleich eine ausgiebige verspätete Mittagspause zu machen, es ist gerade 14 Uhr. Die Sonne scheint, es ist halbwegs warm und im Windschatten eines großen Felsens auch gut zu sitzen. Wir packen unseren Kocher aus und verbringen die nächste Stunde mit Kochen, Essen, Tratschen und genießen dabei den Ausblick auf Fluss und Lavafeld. Das Wasser ist etwas sandig, aber gut trinkbar; hier können wir auch unsere Vorräte auffüllen.
Nach der Pause geht es ausgeruht weiter, nach etwa einer halben Stunde treffen wir auf eine kleine Piste und einen Wegweiser, der auf die kreuzende Wanderroute hinweist.
Wir gehen nun über eine karge Ebene aus dunkler Lava und steigen auf den Ausläufer des Bergrückens des Berges Valahnúkar – auf der anderen Seite liegt das Tal bzw. die Schlucht zwischen Valahnúkar und Valafell, der wir dann nach Westen folgen werden. Das Foto von Elisabeth knapp vor dem Aufstieg ist eines meiner Lieblingsbilder der heurigen Tour.
So trocken und karg diese Landschaft auf den ersten Blick auch wirkt – wo man auch hinsieht, findet man blühende Pflanzen und frisches Grün!
Wir sind jetzt in dem Tal bzw. der Schlucht zwischen Valahnúkar und Valafell und diese ist überaus lang. Der Weg ist zwar einfach, besteht aber aus kleinen Steinen und Sand – man sinkt bei jedem Schritt ein, was das Vorankommen etwas mühsam macht. Wir haben etwa 1 1/4 Stunden für den Weg gebraucht und eine 3/4 Stunde Pause in einem windgeschützten Bereich eingelegt. Im Folgenden einige ausgewählte Bilder dieses Wegabschnittes:
Am Ende der Schlucht sind wir dann schon ganz nah an der Hekla dran. Majestätisch erhebt sich die Hekla im Süden, der Gipfel noch weitgehend mit Schnee bedeckt.
Nun trennt uns nur noch eine weitere sandige Ebene und ein sehr steiler An- und Abstieg vom Camp in Áfangagil. Wir sind nun schon recht müde, besonders der Aufstieg zieht sich. Wir erreichen das Camp um 19 Uhr, gesamt waren wir 8,5 Stunden unterwegs, davon sind etwa 3 Stunden Pausen bzw. Fotostops, das GPS zeigt eine Geschwindigkeit von 4km/h an – mit unserem Gepäck kein schlechter Wert.
Bei unserer Ankunft ist nur ein weiteres Zelt vor Ort. Wir werden von der Hüttenwirtin, ihrer Tochter und der kleinen Enkelin freundlich empfangen, checken ein und erkundigen uns gleich nach dem Wetter. Flugs ist ein iPad zur Hand und die Hüttenwirtin recherchiert für uns die Wetterbedingungen, die Tochter unterstützt mit dem Smartphone und beide diskutieren für mich unverständlich auf isländisch und klingen besorgt. So fällt dann auch die englische Übersetzung aus: es wird mies, ganz mies. Sturm und Starkregen, ab dem späten Vormittag. Keine Besserung für die nächsten zwei bis drei Tage in Sicht, ein Aussitzen kommt also nicht in Frage. Idente Informationen bekommen wir dann später von Veronika per SMS aus Österreich zugeschickt, ergänzt um den Umstand, dass der Pfad über den Fimmvörðuháls gesperrt ist. Also: Abbruch oder wir geben richtig Gas. Wir entscheiden uns für zweiteres: Wecker auf 4 Uhr morgens, wenn die Prognose stimmt, erreichen wir Rjupnavellir bevor das Schlechtwetter eintrifft. Die Hüttenwirtin informieren wir über unseren Plan und sie gibt das auch an ihren Kollegen in Rjupnavellir weiter.
Der Abend wird dann noch recht gemütlich, es gibt eine tolle Dusche ohne Zeitlimit, wir kochen, essen, naschen und lesen, aber nicht lange, schließlich wollen wir bald wieder aufstehen. Spät am Abend kommen noch zwei Belgier, die jeder in einem Einzelzelt und weit auseinander schlafen, weil einer der beiden so laut schnarcht – der Schnarcher schlägt sein Zelt weit von uns entfernt auf, gut so!
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