
Tag 3: Kebnekaise Fjällstation – Sälka
26 abwechslungsreiche aber doch lange Kilometer
Um 6:20 Uhr läutet der Wecker. Da wir heute eine lange Etappe vor uns haben, gehts bald zum Frühstücksbuffet. Das Buffet bietet viel Auswahl, aber allzu viel dürfen wir nicht essen, schließlich müssen wir uns ja gleich wieder bewegen. Auf dem Weg zurück zur Hütte treffen wir wieder die beiden Niederösterreicher (Team NÖ II), die gerade zum Frühstück marschieren. Wir müssen sie wirklich endlich nach ihren Namen fragen!
Nach Hüttensäuberung und Rucksackpacken gehen wir um 8:30 los. Wir wollen bis zur Abzweigung nach Sälka durchgehen und dann erst eine lange Pause machen. Es ist sonnig, der Weg ist gut aber steinig und somit mehr oder weniger gut zu gehen. Die Blicke und die Herbstfärbung sind phantastisch. Rechts vor uns ragt das Kebnekaise-Massiv auf, gerade vor uns liegen Sinničohkka und Duolbbagorni.
Wir gehen gemütlich dahin und machen immer wieder kurze Pausen zum Schauen und Photographieren. Es ist so schön hier, dass wir auch gerne eine längere Pause gemacht und in der Sonne gechillt hätten. Nachdem die Wettervorhersage aber tendenziell in Richtung schlechteres Wetter geht, haben wir beschlossen, hier auf dem Hauptweg Kilometer zu machen, um dann auch in Nallo und Vistas noch schönes Wetter zu haben.
Das obere Bild zeigt nun einen letzten Blick zurück auf das Laddjuvággi, durch das wir gestern aus Nikkaluokta gekommen sind. Das folgende Panorama zeigt einmal mehr die Bergwelt, aber auch den gut erkennbaren Västra leden, der hier abzweigt und durch das Kittelbäcken über den Vierranvárri auf den Kebnekaise führt.
Lustwandler Panorama: Ein Klick öffnet das Bild und man kann sich umsehen!
Duolbagorni (1662m) und der Västra leden auf den Kebnekaise im Kittelbäcken, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 70mm, 1/500s, Blende 11, ISO 800
Nach ca. 2 Stunden gehen wir links am Sinničohkka vorbei, in das Tal, das im Schatten liegt. Der Weg führt zwischen Liddubbákti und Sinničohkka durch. Es ist nun deutlich kühler und windig. Vor uns ist ein älteres Schweizer Paar, die sich über unsere schweren Rucksäcke wundern. Sie sind mit 14 kg bzw. 8 kg unterwegs. Oh mein Gott, wir müssen wirklich noch optimieren! Gegen ein paar Kilo weniger im Rucksack oder auch einen kleineren Rucksack hätte ich nämlich gerade nichts einzuwenden!
Die Strecke ist leicht, auch nicht steil, aber wegen der großen Steine mühsam zu gehen – jeder Schritt muss bewusst gesetzt werden und wir kommen nun deutlich langsamer voran.
Nach vier Stunden machen wir unsere erste größere Pause an einem halbwegs windstillen Platz mit Blick auf den See. Die beiden Schweizer, die schon davor eine Pause gemacht haben, holen uns wieder ein, wir tratschen ein bisschen und gehen dann gemeinsam weiter, bis wir die Abzweigung erreichen: Singi 3 km, Sälka 15 km. Wir sind also erst 10 km gegangen – fühlt sich irgendwie anders an. Es ist bereits 13:15 Uhr, wird also noch ein langer Tag…
Die Schweizerin erklärt uns trocken, dass sie sehr froh ist, jetzt nicht mehr 15 Kilometer gehen zu müssen, die 3 Kilometer nach Singi reichen ihr. Mir würden sie auch reichen. Aber das Wetter – Sälka also.
Nach der Abzweigung geht es gleich einmal ordentlich bergauf und es ist kalt und windig. Wir überlegen, die Handschuhe auszupacken, es geht aber gerade noch ohne. Die Ausblicke sind traumhaft: das Fjäll leuchtet gelb und rot, dazu kommt das Blau der Seen. Wenn wir den Weg zurückschauen, erkennen wir in der Ferne schon Team NÖ II, die uns schon knapp auf den Fersen sind, an ihrer bunten Tourenhose. Es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis sie uns einholen.
Nach Überschreitung des Passes liegt uns das Tjäktjavagge und der Kungsleden zu Füßen. Was für ein Ausblick! Dort unten sind wir letztes Jahr in Gegenrichtung nach Singi gegangen!
Lustwandler Panorama: Ein Klick öffnet das Bild und man kann sich umsehen!
Panorama Tjäktjavagge mit Rusjka, Mádir, Sälka, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/200s, Blende 11, ISO 200
Nach 4 Kilometern treffen wir dann auf den Kungsleden. Noch immer ein ordentlicher Hatscher, der vor uns liegt, aber der Weg wird nun einfacher – wir kennen diese Passage ja schon vom letzten Jahr, es ist ein gut ausgetretener breiter Weg. Bei der Abzweigung zum Sinnivággi, die wir im letzten Jahr nahmen, um den Kebnekaise zu auf dem Durlings led zu besteigen, machen wir eine Pause und Team NÖ II holt uns nun ein. Wir tratschen ein bisschen und vereinbaren, dass das erste Team an der Sälkastugorna Bescheid gibt, dass das andere Team noch kommt.
Wie schön diese Gegend ist, wissen wir ja schon vom letzten Jahr, aber die Herbstfärbung macht das ganze noch interessanter.
Bei der Nothütte treffen wir wieder die beiden Niederösterreicher, die nun ihrerseits Pause machen. Jetzt ist endlich Zeit für die Namen, Heidi und Markus. Wir plaudern und legen die Füße hoch. Nach dem kühlen Tal und Paß ist es hier im Tjäktjavagge nun herrlich warm.
Um 17 Uhr gehen wir weiter, noch 7 Kilometer, die wir in gemütlichen 2 Stunden packen. Wir passieren die Stahlbrücke, die wir vom Gewitter aus dem letzten Jahr kennen und erhaschen einen super Blick auf den Kebnekaise.
Es folgen noch zwei weitere Brücken, an die wir uns vom Vorjahr aber nicht erinnern und wir fragen uns, ob es die damals wirklich schon gegeben hat. Der Weg ist leicht, endlich ist schnelles Gehen möglich, die Füße sind aber schon sehr müde.
In Sälka werden wir von den Stugvärds wieder freundlich begrüßt, wir kaufen im kleinen Shop ein und tratschen eine Weile mit ihnen. Dabei erfahren wir auch, dass heute Nacht eine hohe Wahrscheinlichkeit für Nordlichter besteht. Heidi und Markus haben uns schon zwei Betten gecheckt, wir haben sogar eine Hütte, die Säkerhetsstuga, für uns vier allein. Wir genießen die Sauna nach dem langen Tag, essen, tratschen und die Zeit vergeht wie im Flug.
In der Nacht stellen wir uns extra den Wecker und Markus steht zweimal auf und schaut nach Nordlichtern – aber leider erfolglos.