Verträumte Wolken über dem Spadnejávrre

Tag 5: Røysvatn – Kåbtåjaure

Wenn i an See seh, brauch i ka Meer mehr

von

Wir haben so gut geschlafen – eine Nacht ganz allein in einer gemütlichen Hütte, in absoluter Abgeschiedenheit, das hat schon was. Unser Wecker geht um 7.30 und wir sind so richtig gut ausgeschlafen. Wir packen unsere Sachen, putzen unsere kleine Hütte – ihr erinnert euch, immer schöner hinterlassen als man sie selbst vorgefunden hat, das Abwasser weggeleert, ausreichend Frischwasser und Holz für die Nächsten geholt – und gegen 9 Uhr sind wir dann bereit, die nächste Etappe in Angriff zu nehmen.
Lothar ist ja gestern Abend auch noch angekommen und hat im Zelt übernachtet. Er ist gleichzeitig mit uns abmarschbereit und so nehmen wir den ersten Teil gemeinsam in Angriff. Wir tauschen gleich mal die Neuigkeiten aus, seitdem wir uns bei der Rasthütte getroffen haben: Lothar hat an diesem Tag sein Zelt wieder abgebaut und ist am Nachmittag doch noch weitermarschiert, allerdings nicht ganz so weit wie wir. Dafür hat er dann gestern alles aufgeholt und ist direkt bis Røysvatn gegangen, allerdings von Süden kommend um den See herum, nicht über den Nordkalottleden wie wir.
Der Weg beginnt, wie er gestern geendet hat – steinig und etwas hügelig, mit vielen kleinen Seen und Tümpfeln durchsetzt. Die Markierung besteht aus sehr kleinen Steinmännchen, die in dieser Landschaft schwer auszumachen sind. Die generelle Richtung ist zwar klar – aber es wäre sinnvoll, auf dem Weg zu bleiben, um halbwegs einfach durchzukommen. Und so spielen Elisabeth, Lothar und ich das beliebte „Wer findet das nächste Steinmännchen“–Spiel (mit wechselnden Siegern).

Namenloser See süd-östlich des BjørnvatnetNamenloser See süd-östlich des Bjørnvatnet, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 24mm, 1/60s, Blende 11, ISO 100
Elisabeth bei einem steilen AbstiegElisabeth bei einem steilen Abstieg, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/125s, Blende 11, ISO 100

Lothar prüft hier noch sorgfältig, ob mein Weg wirklich der beste Weg hinunter ist, Elisabeth hat da mehr Vertrauen! 🙂
Jetzt öffnet sich der Blick und der Svártijávrre liegt uns zu Füßen. Wow! Wir sind jetzt rund 30 Minuten von Røysvatn entfernt und werden nun stundenlang an diesem See entlanggehen. Hier im Abstieg verläuft irgendwo die norwegisch-schwedische Grenze, wir verlassen also wieder Norwegen und gehen nun für den Rest des Tages in Schweden. Eine Weile gehen wir noch gemeinsam mit Lothar, dann macht er Pause, denn er hat ein strenges System für sich selbst etabliert: 1 Stunde und 15 Minuten gehen, dann 15 Minuten Pause. Wir bleiben bei unserem üblichen konzeptlosen Gehen, Schauen, Staunen, Genießen, Tratschen und Fotografieren – unsere moderne Interpretation des Lustwandelns! Dafür machen wir um 12 Uhr eine längere Mittagspause (und werden dabei von Lothar wieder überholt).
Wir lassen euch jetzt mit den folgenden Bildern mit uns mitgehen, manchmal sind Blicke zurück eingestreut, die Bildbeschriftungen verraten euch das.

SvártijávrreSvártijávrre, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/80s, Blende 11, ISO 100
Elisabeth und Lothar entlang des SvártijávrreElisabeth und Lothar entlang des Svártijávrre, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 28mm, 1/60s, Blende 11, ISO 160
Entlang des Svártijávrre, Elisabeth im leichten BlockfeldEntlang des Svártijávrre, Elisabeth im leichten Blockfeld, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/60s, Blende 11, ISO 200
Entlang des Svártijávrre (Blick zurück)Entlang des Svártijávrre (Blick zurück), © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 20mm, 1/80s, Blende 11, ISO 160
Markus im Blockfeld, © Elisabeth Zenz — Panasonic DMC-LX100, 41mm, 1/1600s, Blende 4.5, ISO 200
Entlang des Svártijávrre (Markus), © Elisabeth Zenz — Panasonic DMC-LX100, 75mm, 1/1600s, Blende 4.5, ISO 200
Entlang des Svártijávrre (Blick zurück)Entlang des Svártijávrre (Blick zurück), © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/80s, Blende 11, ISO 125
Entlang des SvártijávrreEntlang des Svártijávrre, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/80s, Blende 14, ISO 125
SkuogejávrreSkuogejávrre, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/60s, Blende 11, ISO 160
Svártijávrre und Skuogejávrre sind miteinander verbundenSvártijávrre und Skuogejávrre sind miteinander verbunden, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/80s, Blende 16, ISO 320
Ein letzter Blick zurückEin letzter Blick zurück, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/60s, Blende 11, ISO 125

Na, was sagt ihr? Könnt ihr euch vorstellen, wie toll es ist, hier entlangzugehen? Beim nun folgenden Bild ist es ungefähr 13 Uhr und wir erreichen hier den nächsten See, den Skuogejávrre. Wir sind süd-westlich des Sees und wir werden auch diesen See der ganzen Länge nach ausgehen, auf der östlichen Seite. Eine Brücke bringt uns über den Svártijåhkå und bei der Brücke überholen wir auch Lothar wieder, der hier gerade seine Rast macht.
Wir haben später auf der Tour einen Wanderer getroffen, der hier vom Gränsleden abgekürzt hat und westlich des Svártijåhkå direkt zu dieser Brücke gegangen ist, Røysvatn also ausgelassen hat. Nach seiner Beschreibung war das eine gut zu gehende Abkürzung (wobei ich Røysvatn allen ans Herz legen möchte, das ist schon ein schönes Fleckchen und mit der Abkürzung verpasst man auch den Weg, den wir eben beschrieben haben).

SkuogejávrreSkuogejávrre, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 24mm, 1/80s, Blende 11, ISO 160
Elisabeth auf der Brücke über den SvártijåhkåElisabeth auf der Brücke über den Svártijåhkå, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/80s, Blende 8, ISO 125
Skuogejávrre mit SkuogetjåhkkåSkuogejávrre mit Skuogetjåhkkå, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/60s, Blende 11, ISO 125
Skuogejávrre mit SkuogetjåhkkåSkuogejávrre mit Skuogetjåhkkå, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/100s, Blende 11, ISO 100

Etwa eine Stunde später sehen wir in der Ferne wieder Rentiere und nähern uns vorsichtig. Diesmal haben wir Gegenwind und eines der Rentiere kommt direkt in unsere Richtung, ohne uns zu wittern. Portraitsession!
Rentier [crop: 525mm/f10]Rentier [crop: 525mm/f10], © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 300mm, 1/640s, Blende 5.6, ISO 125
Eine Dreiviertelstunde später hat uns ein anderes Rentier auch nicht bemerkt, dafür aber irgendetwas anderes untem beim See. Der Rest des Rudels ist auch nicht weit. Wir lassen uns lange Zeit und genießen es, die Rentiere ungestört zu beobachten und gehen dann sehr langsam weiter, um sie nicht in Aufruhr zu versetzen, aber sie reagieren total cool und vergrößern nur langsam den Abstand zu uns.

Nicht nur wir geniessen den AusblickNicht nur wir geniessen den Ausblick, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 300mm, 1/500s, Blende 5.6, ISO 200
Misstrauische Blicke…, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 300mm, 1/500s, Blende 5.6, ISO 200
Rentiere, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 300mm, 1/500s, Blende 5.6, ISO 200

Wir beschließen, dass es Zeit für eine Pause ist. Es ist sonnig und warm, und wir kochen uns eine warme Mahlzeit und während wir diese verspeisen, holt uns Lothar wieder ein, geht aber direkt weiter und nimmt den Anstieg zum Pass in Angriff. Wir lassen uns Zeit und folgen erst, als er schon aus unserem Blickfeld verschwunden ist.
(Anm.: @Lothar: falls Du oder Deine Frau – die unseren Blog ja kennt – das einmal liest, wir haben keine Kontaktdaten von Dir, ich würde Dir Bilder von Dir schicken)

LotharLothar, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF70-300mm f/4-5.6L IS USM, 300mm, 1/640s, Blende 5.6, ISO 250
Blick auf den weiteren Weg über den kleinen PassBlick auf den weiteren Weg über den kleinen Pass, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/80s, Blende 8, ISO 100
Elisabeth bei einer einfachen Querung, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 21mm, 1/80s, Blende 16, ISO 200
Vorräte auffüllen, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/80s, Blende 8, ISO 200
Vor 4 Stunden (inkl. Pausen) waren wir auf der anderen Seite des SeesVor 4 Stunden (inkl. Pausen) waren wir auf der anderen Seite des Sees, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/125s, Blende 16, ISO 100

Uff – eh anstrengend. Ein Blick zurück, vor vier Stunden (inkl. Pausen und Rentiere beobachten) waren wir noch auf der gegenüberliegenden Seite des Sees. Nun geht es wieder hinunter, dem Plan nach queren wir eine kleine Ebene mit dem See Spadnejávrre und steigen auf der anderen Seite wieder auf. Wir gehen ohne Karte – hat man ja im Kopf – und kommen dabei deutlich zu weit westlich hinunter. Als wir unseren Fehler bemerken, haben wir schon ein bissl zu viel Höhe verloren und müssen leicht nach Osten aufsteigen. Tja.
In der Ferne sehen wir dafür wieder Lothar, hoch an einem Hang und wir haben so unsere Zweifel, ob die Richtung passen kann. Er verschwindet aus unserem Blickfeld, kommt dann aber wieder zurück, steigt wieder ab, geht quer, steigt wieder auf und verschwindet wieder aus unserem Blickfeld. Hm – aus unserer Sicht deutlich off-track, aber er ist leider außer Rufweite.
Wir gehen inzwischen durch die Seenlandschaft, queren ein paar kleinere Gewässer, bloss beim Marggojåhkå finden wir keinen Weg, um mit trockenen Wanderschuhen durchzukommen und ziehen uns die Furtschuhe an – währenddessen taucht auf der anderen Seite Lothar wieder auf und erzählt uns, als wir auf der anderen Seite ankommen, dass er den Weg nicht mehr findet. Tatsächlich sind weit und breit weder Markierungen noch Steinmännchen zu sehen (eigentlich schon länger nicht). Wir schauen gemeinsam auf der Karte, ich bin mir ganz sicher, dass uns im Wesentlichen nur mehr ein Hügel vom Kåbtåjaure trennt, wir checken das dann noch extra für Lothar mit unserem Notfall-GPS, passt zusammen.
Lothar ist dennoch grad nicht happy, er hadert schon seit Tagen mit der Orientierung bzw. den Markierung am Gränsleden bzw. Nordkalottleden. Er ist zwar gut ausgerüstet inklusive Satellitentelefon, hat aber leider kein GPS dabei und die Karte allein reicht ihm nicht. Die einstündige Odyssee eben war wohl nicht grad hilfreich und er beschließt, an dieser Stelle umzukehren, er hat kein gutes Gefühl mehr weiterzugehen. Definitiv eine vernünftige Entscheidung, mir hat es in den folgenden Tagen immer wieder leidgetan für ihn, denn die Wegfindung war später deutlich unproblematischer als in den ersten Tagen und generell gibt es einen massiven Unterschied zwischen guter Markierung auf norwegischem Boden und oft schwacher Markierung auf schwedischer Seite. Ich hoffe jedenfalls, er unternimmt einen zweiten Anlauf mit leichterem Gepäck und GPS.

Spadnejávrre mit Noajdetjåhkkå im HintergrundSpadnejávrre mit Noajdetjåhkkå im Hintergrund, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 20mm, 1/60s, Blende 11, ISO 250
Verträumte Wolken über dem SpadnejávrreVerträumte Wolken über dem Spadnejávrre, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 16mm, 1/60s, Blende 11, ISO 200
Obacht, die Steine sind rutschigObacht, die Steine sind rutschig, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 24mm, 1/80s, Blende 7.1, ISO 160
MarggojåhkåMarggojåhkå, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/80s, Blende 8, ISO 500

Für uns geht es weiter, wir überschreiten die Geländekante und im Abstieg liegt uns dann wie erwartet der Kåbtåjaure zu Füßen. Auf dem folgenden Panorama sieht man quasi auch schon den morgigen Tag: linkerhand am See entlang, um den Berg herum und fern im Bildhintergrund, die rötlichen, schneebedeckten Berge, das ist das Paurofjellet an dessen Fuß die Pauro-Hütten liegen. Zwischen Røysvatn und Pauro liegen 27-28km und wir haben heute zwischen 9 und 19 Uhr mehr als die Hälfte dieser Strecke zurückgelegt. Es gibt Leute, die das – mit leichterem Gepäck – an einem Tag machen! Wir finden jedenfalls, dass wir das gut gemacht haben und sind zum ersten Mal auf der Tour mit unserem Tempo und unserer körperlichen Leistungsfähigkeit wieder zufrieden.

Lustwandler Panorama: Ein Klick öffnet das Bild und man kann sich umsehen!

Kåbtåjaure, auf der anderen Seite links das Paurofjellet
Kåbtåjaure, auf der anderen Seite links das Paurofjellet, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 35mm, 1/60s, Blende 8, ISO 640
Nach diesem schönen Panorama suchen wir uns einen ebenen und etwas windgeschützten Zeltplatz, wie auch gestern wird es schnell kalt, sobald die Sonne verschwindet. Wir sitzen mit Daunenjacken im Zelt, die Füße im Schlafsack, kochen in der Apsis und genießen den Ausblick. Danach: Nachtruhe und binnen kurzer Zeit schlafen wir tief und fest.
Room with a viewRoom with a view, © Markus Proske — Canon EOS 5D Mark IV, EF16-35mm f/4L IS USM, 20mm, 1/80s, Blende 8, ISO 4000
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