Seflie am Gipfel des Piton des Neiges (3.070 m)

Tag 10 – Teil I: Besteigung des Piton des Neiges

Lustwandler solo

von

Traditionell wird der Piton des Neiges vor Tagesanbruch bestiegen, um dann vom Gipfel den Sonnenaufgang über dem Ozean bewundern zu können. Uns steht heute noch ein langer Tag bevor, denn die eigentliche Tagesetappe lautet Refuge de la Caverne Dufour nach Bourg-Murat, ein langer Abstieg von 2.479 m auf etwa 1.600 m, mit kleineren Gegenanstiegen und ungefähr 12 km Länge. Die Gipfelbesteigung ist ein Extra mit 3 km und 600 Höhenmeter pro Richtung. Der Gipfel war immer als Option geplant, Elisabeth hat gestern entschieden, ihr Knie – das bisher keine Probleme gemacht hat – nicht mit einem überlangen Abstiegstag zu überlasten, ich kann einem 3000er aber nicht widerstehen und so wird der Morgensport mein Privatvergnügen: Lustwandler solo auf den Piton des Neiges.
Ich hab mir den Wecker für 3.30 Uhr gestellt, was aber vergebene Liebesmüh war, da die anderen bereits lange vor 3 Uhr eine Menge Lärm machen. Es hat nicht den Anschein, als hätten gestern schon viele mitgedacht und die Sachen für den Aufstieg zurechtgelegt, um sich dann im Dunkeln leise anziehen zu können. Generell haben wir wenig geschlafen, halbwegs ruhig ist es in unserem Vielbettzimmer erst nach Mitternacht geworden.
Entsprechend müde und gut gelaunt krieche ich kurz nach halb aus dem Schlafsack und schlüpfe leise in meine Sachen, schnappe Kameratasche und Ultra-Leichtrucksack, verabschiede mich von Elisabeth und starte um 3.45 von der Hütte. Die Hütte ist mittlerweile relativ leer, wer heute in der Dunkelheit aufsteigt, ist schon weg. Ich rechne mit Morgendämmerung knapp nach 5, das sollte sich also bei 600 Höhenmetern gut ausgehen.
Noch ist es stockdunkel, die Stirnlampe erzeugt gespenstische Schattengestalten aus harmlosen Felsen und Pflanzen. Es geht über viele lose Steine und Geröll nach oben. Der Weg ist mit weißen Farbklecksen markiert, die zwar recht gut reflektieren, wenn man sie anstrahlt, aber dafür müssen sie im Lichtkegel sein. Der Weg selbst ist durch die Bodenbeschaffenheit nicht immer gut sichtbar, aber dafür leicht zu gehen. Ich komme gut voran, auf dem Berg vor mir tanzen überall die Lichtkegel der Stirnlampen.
Es dauert nicht lange, bis ich die ersten ein- und überhole und auch rasch hinter mir lasse. Und so geht das dann weiter, ich überhole ein Team nach dem anderen, nach ein paar Tagen Mafate-Training und ohne nennenswertes Gepäck fliege ich förmlich den Berg hinauf. Das folgende Bild ist ein Blick zurück und knapp vor 5 Uhr entstanden.
Aufstieg zum Gipfel des Piton des Neiges (3.070 m)Aufstieg zum Gipfel des Piton des Neiges (3.070 m), © Markus Proske — NIKON Z 7, NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 24mm, 4/5s, Blende 2.8, ISO 6400
Um 5:15 Uhr bin ich oben, wie erwartet in 1 ½ Stunden und pünktlich zur Morgendämmerung. Tief unten am Hang sind noch viele Lichterketten zu sehen. Nicht zu sehen ist allerdings der Ozean, ein wolkenfreier Himmel ist den Frühaufstehern heute leider nicht vergönnt.
Stirnlampen im AufstiegStirnlampen im Aufstieg, © Markus Proske — NIKON Z 7, NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 24mm, 2/1s, Blende 8, ISO 5000
Die Kälte auf 3.071 m darf man nicht unterschätzen. Im Aufstieg war mir dank flottem Tempo schön warm, mittlerweile habe ich das Fleece hochgeschlossen, die Kapuze auf und Goretex-Jacke und -Hose übergezogen. Eine Daunenjacke wäre jetzt auch fein, aber die haben wir nicht mit. Zeit für das nächste Bild: es ist jetzt 5:30 Uhr.
Before sunriseBefore sunrise, © Markus Proske — NIKON Z 7, NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 24mm, 8/1s, Blende 8, ISO 110
Um 5:45 Uhr ist der Gipfel in warmes Morgenlicht getaucht, das sind zwar noch keine wärmenden Sonnenstrahlen, aber es wärmt trotzdem ein wenig von innen. Auf dem Bild sind die Meisten zu sehen, die es bis jetzt auf den Gipfel geschafft haben. Weiter unten tanzen immer noch die Stirnlampen.

Das erste Licht des Tages sorgt für eine marsartige Atmosphere am GipfelDas erste Licht des Tages sorgt für eine marsartige Atmosphere am Gipfel, © Markus Proske — NIKON Z 7, NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 34mm, 1/80s, Blende 2.8, ISO 3600
Seflie am Gipfel des Piton des Neiges (3.070 m)Seflie am Gipfel des Piton des Neiges (3.070 m), © Markus Proske — NIKON Z 7, NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 70mm, 1/160s, Blende 2.8, ISO 1600
Beim Warten auf den Sonnenaufgang ist es richtig kalt…Beim Warten auf den Sonnenaufgang ist es richtig kalt…, © Markus Proske — NIKON Z 7, NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 28mm, 1/60s, Blende 2.8, ISO 100

Um 6 Uhr steigt die Sonne zwar nicht aus dem Meer, aber aus den Wolken. Kurz darauf genießen wir alle die wärmenden Sonnenstrahlen.

Sonnenaufgang um 6 UhrSonnenaufgang um 6 Uhr, © Markus Proske — NIKON Z 7, NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 50mm, 1/160s, Blende 5.6, ISO 64
Hoch über den Wolken….Hoch über den Wolken…., © Markus Proske — NIKON Z 7, NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 40mm, 1/160s, Blende 5.6, ISO 64

Bevor ich mich wieder an den Abstieg mache, noch ein Blick hinunter auf Cilaos – dort haben wir unseren Ruhetag verbracht und gestern mit dem Aufstieg begonnen. Im Hintergrund der Ozean im Süden der Insel und die Hafenstadt Saint-Louis.
Blick auf Cilaos (1.800 m tiefer) und St. Louis am MeerBlick auf Cilaos (1.800 m tiefer) und St. Louis am Meer, © Markus Proske — NIKON Z 7, NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 34mm, 1/80s, Blende 5.6, ISO 320
Im Abstieg zeige ich euch nun den Weg und die Vulkanlandschaft des Piton des Neiges. Ganz oben besteht der Boden aus Lavasand durchsetzt mit Steinen, weiter unten ist der Boden steinig/felsig. Je tiefer bzw. geschützter die Lage, desto höher ist der spärliche Bewuchs durch Heidepflanzen.

Wegbilder Piton des Neiges (im Abstieg aufgenommen), © Markus Proske — NIKON Z 7, NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 35mm, 1/80s, Blende 11, ISO 320
Wegbilder Piton des Neiges (im Abstieg aufgenommen), © Markus Proske — NIKON Z 7, NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 24mm, 1/50s, Blende 11, ISO 100
Wegbilder Piton des Neiges (im Abstieg aufgenommen), © Markus Proske — NIKON Z 7, NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 41mm, 1/100s, Blende 11, ISO 125
Wegbilder Piton des Neiges (im Abstieg aufgenommen), © Markus Proske — NIKON Z 7, NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 35mm, 1/80s, Blende 11, ISO 125
Wegbilder Piton des Neiges (im Abstieg aufgenommen), © Markus Proske — NIKON Z 7, NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 28mm, 1/60s, Blende 11, ISO 100
Wegbilder Piton des Neiges (im Abstieg aufgenommen), © Markus Proske — NIKON Z 7, NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 34mm, 1/80s, Blende 11, ISO 140

Das folgende Bild zeigt ganz klein die Caverne Dufour. Von rechts sind wir gestern gekommen, da unten liegt Cilaos. Und heute gehen wir quasi gerade weiter in den Bildhintergrund.
Refuge de la Caverne Dufour und im Hintergrund in den Wolken der Piton de la Fournaise (2.632 m)Refuge de la Caverne Dufour und im Hintergrund in den Wolken der Piton de la Fournaise (2.632 m), © Markus Proske — NIKON Z 7, NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 35mm, 1/80s, Blende 11, ISO 140
Um 7:45 Uhr bin ich zurück bei der Hütte, Elisabeth hat mich schon von der Weite gesehen und kommt mir ein Stück entgegen! ❤️
Wir essen gemeinsam Frühstück, ich packe meine Ausrüstung wieder in den normalen Rucksack um und 8:45 Uhr starten wir gemeinsam in den heutigen Wandertag – weiter geht’s im nächsten Post!
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