Wenn man(n) im Lauf des gemütlichen Abends auf der Hütte viel Tee trinkt und dann mitten in der Nacht aufwacht und weiß, jetzt nicht nur den warmen Schlafsack, sondern auch gleich die halbwegs warme Hütte verlassen zu müssen, dann ist das alles andere als erfreulich. Besser wird es, wenn man beim Zusammensuchen einiger Kleidungsstücke einen Blick aus dem winzigen Fenster wirft und auf dem Himmel grüne Lichter tanzen sieht – Nordlichter!
Ich wecke Elisabeth und wir ziehen uns beide schnellstmöglich viele Schichten übereinander an, schnappen Kamera, Stativ und Stirnlampen und flugs sind wir vor der Hütte. Unsere ersten Nordlichter, bislang kennen wir die nur von Fotos!
Die folgenden Bilder sind meine ersten Nordlicht-Fotos überhaupt, die Blickrichtung ist in Richtung Vistas.
Kurz zuvor beim Blick aus dem Fenster waren die Nordlichter intensiver, wir beschließen zu warten – und ich mache einstweilen ein Foto der Hütte.
Während wir nun in der Kälte bei leichten Minusgraden hoffen und warten, bleibt Zeit für ein paar Sätze zu diesem Naturschauspiel.
Berichte über Nordlichter gehen über 2000 Jahre zurück und wurden in den unterschiedlichsten Kulturen mit Aktivitäten von Göttern und Geistern in Verbindung gebracht bzw. als Vorboten von Unheil gesehen, besonders in Europa (was eventuell dadurch erklärbar ist, dass es in Europa abseits des hohen Nordens am ehesten als rotes Licht in Erscheinung tritt). Für uns ist natürlich relevant, was die Wikinger davon gehalten haben: ihrem Glauben nach war irgendwo auf der Welt eine große Schlacht geschlagen worden. Nun ritten die Walküren über den Himmel, um jene Helden auszuwählen, die künftig an Odins Tafel speisen sollten.
Vintervik hat im Forum dazu noch eine interessante Geschichte der Inuit ergänzt und mit einem (leider nur in schwedischer Sprache verfügbaren) Youtube-Video belegt: in der Mythologie der Inuit sind die Nordlichter Spuren der Geister von Verstorbenen, die mit einem Walrosskopf Fussball spielen! Das Wort der Inuit für “Nordlichter” bedeutet dem Video zufolge wörtlich übersetzt “Spuren derer, die Fussball spielen”.
Polarlichter entstehen, wenn elektrisch geladene Teilchen des Sonnenwinds in den oberen Schichten der Erdatmosphäre auf Sauerstoff- und Stickstoffatome treffen und diese ionisieren. Der neue Zustand hält nicht lange an und beim umgekehrten Prozess, der Rekombination, wird Licht ausgesandt.
Da der Sonnenwind aus geladenen Teilchen besteht, wird er vom Magnetfeld der Erde abgelenkt, das ist die Erklärung dafür, warum Polarlichter hauptsächlich in den Polarregionen auftreten, wo sie dann die Feldlinien der Atmosphäre durchdringen. In nördlichen Breiten werden sie Nordlichter bzw. Aurora borealis genannt, auf der Südhalbkugel Südlichter bzw. Aurora australis.
Die Häufigkeit und Intensität hängt mit der Aktivität unserer Sonne zusammen. Die Sonne durchläuft einen im Durchschnitt 11-jährigen Aktivitätszyklus (mit Schwankungen von 9-14 Jahren) von solarem Minimum über ein solares Maximum bis wieder ein solares Minimum erreicht wird. Aktuell sind wir in einer abklingenden Phase, der aktuelle Zyklus hat Anfang 2008 begonnen, das solare Maximum war 2014.
Polarlichter können unterschiedliche Farben haben, abhängig davon, wie tief sie in die Atmosphäre eindringen und wie energiereich die eindringenden Teilchen sind. Außerhalb der Polarregionen können Teilchen nur selten tief in die Atmosphäre eindringen, in den Polarregionen tun sie das dafür regelmäßig.
Grüne Polarlichter entstehen in rund 100 km Höhe durch angeregte Sauerstoffatome, die mit anderen Teilchen kollidieren. Rote Polarlichter hingegen entstehen deutlich höher in etwa 200 km Höhe durch angeregte Sauerstoffatome ohne Zusammenstoß mit anderen Teilchen. Für die Anregung von Stickstoffatomen ist sehr viel mehr Energie notwendig, dieses Farbenspiel von violett bis blau sieht man nur bei sehr starker Aktivität.
Polarlichter können in den unterschiedlichsten Formen auftreten. Häufig zu beobachten sind gleichmäßige Bögen oder Bänder – tatsächlich haben wir diese auf unserer Reise noch mehrere Male gesehen. Mittlerweile sind etwa 15 Minuten vergangen und tatsächlich nimmt die Intensität wieder zu. Das folgende Bild ist eines meiner Lieblingsbilder und zeigt den Mond hinter dem westlichen Ausläufer des Raitatjåkka.
Die nächste Stufe stellen strahlenförmige Bögen oder Bänder dar. Alternativ können Polarlichter auch als diffuse Flächen auftreten. Unsere Begeisterung kennt mittlerweile keine Grenzen mehr – die Polarlichter sind nun grün und violett!
Wir haben nun eine Hochphase der Aktivität, wir sehen die Nordlichter mal im Westen, mal im Osten und dann – plötzlich – direkt über uns. Ein grün/violettes Leuchten, das den ganzen Himmel über uns einnimmt und sich rasch verändert und pulsiert. Das Schauspiel dauerte vielleicht eine Minute und blieb fotografisch undokumentiert.
Pulsierende Flächen oder Bögen sind die nächste Stufe der Polarlichter und die Königsklasse stellen die Korona (das sind ringförmige Strahlen) und das begehrte “Flaming” dar, in den Zenith gerichtete pulsierende Strahlen. Das heben wir uns für ein anderes Mal auf 😉
Das letzte Bild ist zwar nicht wirklich gut, aber man sieht ein wenig rotes Polarlicht – das ist auf dem Foto allerdings besser zu erkennen als live vor Ort, wo wir es nur erahnen konnten.
Mittlerweile sind wir schon eine Stunde im Freien und mangels Bewegung und Minusgraden ziemlich durchgefroren. Grenzenlos begeistert und berauscht von diesem Farbenspiel verkriechen wir uns wieder in unsere warmen Schlafsäcke und morgen früh geht es dann weiter zur Vistasstugan.
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